sind die ausgewählten Kapitel gekürzt und zum Teil mit neu formulierten Überschriften versehen, was mir im Hinblick auf die angestrebte „erwanderbare“ Zusammenstellung auch unumgänglich erscheint. Bei diesen Kürzungen bewiesen die Herausgeber eine glückliche Hand, da durchweg geschlossene Komplexe eines jeweiligen Kapitels erhalten blieben.
Dank der Spezifik der Fontaneschen Wanderungsprosa entstand mit der vorliegenden Auswahl jedoch keineswegs ein bloßer „Reiseführer“, sondern ein farbiges kulturhistorisches Mosaik, das all das „Bunte, Mannigfache ...: Landschaftliches und Historisches, Sitten- und Charakterschilderung“ aufnimmt, von dem der Autor in seinem programmatischen Vorwort zur Erstausgabe der „Wanderungen“ spricht. Darüber hinaus kommt der kritische Beobachter Fontane zu Wort, der sich selbst nachdrücklich gegen die „Torheit“ verwahrt hat, aus den „Wanderungen“ eine „Schwärmerei für Mark und Märker“ herauslesen zu wollen, eine unkritische Verherrlichung des alten Junkerlandes, ln einem unkonventionell geschriebenen, sehr ansprechenden Nachwort gibt Gotthard Erler sowohl die nötigen Erläuterungen zu dem historischen Text (Anmerkungen werden dadurch überflüssig) als auch eine wohlabgewogene Darstellung der Veränderungen, die in der ehemaligen Mark Brandenburg seit Fontanes Zeit vor sich gegangen sind. Diesem Zweck dienen auch die 45 sehr schönen, von großem Einfühlungsvermögen zeugenden Fotos von Heinz Krüger. Sie konfrontieren — wo es möglich und sinnvoll ist — altes Motiv und neues Leben und bieten eine wertvolle Ergänzung zum Text.
Spekulationen über die Wirksamkeit der Ausgabe erübrigen sich; denn der Band war sofort nach seinem Erscheinen vergriffen. Eine zweite Auflage ist 1972 zu erwarten.
Anmerkung
Eine vollständige Ausgabe der „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ sowie des Nachtragbandes „Fünf Schlösser. Altes und Neues aus Mark Brandenburg“ erscheint ab 1974 im Aufbau-Verlag Berlin und Weimar.
— Rudolf Mingau, Weimar —
Mitteilungen
Ein Kollektiv des Aufbau-Verlages erhielt Nationalpreis
Ein Kollektiv des Aufbau-Verlages, Berlin & Weimar, erhielt vom Vorsitzenden des Staatsrates der DDR den Nationalpreis für „beispielhafte verlegerisch-schöpferische Leistungen bei der Entwicklung und Herausgabe der sozialistischen deutschen Nationalliteratur unter Einbeziehung des progressiven humanistischen Erbes der deutschen Klassik“. Unter den Ausgezeichneten befinden sich Gotthard Erler und Peter Goldammer, die maßgeblich an der Herausgabe der achtbändigen Ausgabe der Romane und Erzählungen Theodor Fontanes im Jahre 1969 beteiligt waren. Diese Ausgabe mit der Entstehungs- und Wirkungsgeschichte der einzelnen Romane fand innerhalb und außerhalb der DDR uneingeschränkte Anerkennung (s. Fontane-Blätter, Bd. 2, H. 2, S. 119—121 und H. 4, S. 283).
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