Was den Inhalt meines ersten Briefes angeht, so bitt ich nochmals versichern zu dürfen, daß ich an Dinge wie Richtung, Gesinnung, Tendenz keinen Augenblick gedacht, sondern wirklich nur das Alleräußerlichste: Namen und Zahlen im Sinn gehabt habe. Daß das Alleräußerlichste, gerade bei Nachschlagebüchern, unter Umständen auch das Wichtigste ist, darin sind wir wohl einig.
Es schwebten mir, als ich mir meine Bemerkung zu machen erlaubte, speziell preußische, meist auf die Epoche von 63 bis 66 bezügliche Artikel vor; darüber hinauszugehn, schien mir unthunlich, weil ich kein rechtes Erfahrungsfundament dafür hatte; heut aber, wo ich nicht mehr fürchten darf mißverstanden zu werden, darf ich vielleicht aussprechen, was ich nach meinen, auf einem bloßen Spezialgebiet gemachten Wahrnehmungen auch aufs Ganze hin angesehn recht eigentlich meinte, das nämlich, daß die letzte Durchsicht in gewissem Sinne die Hauptsache von der ganzen Geschichte ist und daß diese letzte Durchsicht, wenn ein Idealzustand herzustellen wäre, von den allergescheitesten Leuten, insonderheit von den glänzendsten Spezialisten besorgt werden müßte, von Leuten also, die nicht nur den ersten Artikelschreiber (wenn dieser nicht selber eine Groß-Autorität) unter ihr kritisches Auge zu nehmen, sondern vor allem auch die auf dem langen Wege vom ersten bis zum letzten Abzug erst entstandenen, neu hinzugekommenen Fehler auszumerzen hätten. Für solchen relativ unfehlbaren Groß-Controleur, davon jedes Gebiet einen haben müßte, wollt ich plädiert haben. Einfach aus dem Umstande, daß ich mir dies nicht rundweg zu sagen getraute, sind in meinem vorigen Briefe einige Unklarheiten entstanden. — Der 13. Auflfage] freu ich mich; ich habe hier bei Bath drauf subskribirt. Pardon, für das nochmalige mich Ihnen vorführen.
In vorzüglicher Ergebenheit.
Th. Fontane
[Vermerk des Registrators:] 1883. Berlin, 5/6. April. Fontane.
Anmerkungen
1 Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte, Bd. 49, 1937, S. 63.
2 Theodor Fontanes Briefwechsel mit Wilhelm Wolfsohn. Hrsg, von W. Wolters, Berlin 1910, S. 65 f.
3 Dem Staatsarchiv Leipzig sei an dieser Stelle für die Veröffentlichungserlaubnis, den Mitarbeitern des Archivs, besonders Frau Reich, für ihre Unterstützung herzlich gedankt.
4 Vgl. H.-H. Reuter, Fontane, 1. Bd., Berlin 1968, S. 262.
5 Eine Aufstellung aller „ «s Berlin M -Korrespondenzen befindet sich bei der Verf* — Das mit + wiedergegebene Zeichen besteht in der Mitteilung Nr. 5 und in der DAZ aus einem Kreis mit daraufstehendem Kreuz.
6 Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands, Bd. IV, Tübingen 1955, S. 77.
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