15. April 1857 geboren. Bereits während seines Studiums an der Universität Löwen erwies er sich als leidenschaftlicher Verfechter der flämischen Bewegung. Er wirkte lange als Lehrer an verschiedenen Gymnasien, wurde dann Konservator im Museum der Schönen Künste in Antwerpen und Chefredakteur der Zeitung „De Schelde“. Er starb in Berlin am 29. Juni 1931.
Pol de Mont ist vor allem als Dichter und Kunstkritiker bekannt. In den achtziger Jahren bemühte er sich, die flämische Literatur, deren Niveau sehr tief gesunken war, von Grund auf zu erneuern. Wenn er dies auch nicht fertig brachte, so wirkte er jedoch bahnbrechend für sie. Die künstlerischen Tendenzen seiner Epoche spiegeln sich in seiner dichterischen Entwicklung wider. Nach einem literarischen Debüt als verspäteter Romantiker erstrebte er die Pflege der schönen, reinen Form und bekehrte sich zur Kunstauffassung des l’Art pour l’Art. Auch dies konnte ihn nicht befriedigen und er näherte sich dem Impressionismus. Aus deser Zeit stammen seine besten Gedichte, in denen Lebenslust und feinfühlige Sinnlichkeit zum Ausdruck kommt. Pol de Mont begeisterte sich schließlich für den Symbolismus, der sich bei ihm mit einem gewissen Mystizismus paart. Leider fehlt es ihm oft — nicht zuletzt wegen seines großen Anpassungsvermögens — an Originalität und echtem poetischen Gefühl 6 .
Weitaus Bedeutenderes leistete Pol de Mont auf dem Gebiet der Kritik. Seine zahlreichen Beiträge zeugen von seiner Fähigkeit, sich in fremde Kunstwerke einzufühlen, und von einem überaus großen Interesse für die ausländischen literarischen Bewegungen 7 . Durch seine Kritik übte er nachhaltigen Einfluß auf die flämische Literatur aus und erweiterte ihren Horizont.
Die hier vorgelegten Briefe wurden zwischen dem 15. Dezember 1886 und dem 4. Juni 1891 geschrieben. Der Brief, der in der Zeitschrift „Europäische Literatur“ erschien, ist auf den 1. Dezember 1896 datiert. Wir besitzen als insgesamt 11 Briefe Fontanes an Pol de Mont.
Berlin 15. Dezb. 86 Potsd. Str. 134.C.
Hochgeehrter Herr Professor. 8
Haben Sie Dank für Ihre Karte, die mich sehr erfreut hat. Ich habe gleich Sorge getragen, ein Exemplar zu beschaffen und gebe es gleichzeitig mit diesen Zeilen zur Post. Gern hätte ich noch 6, 8 Blätter (Ausschnitte) mit meinen neueren Balladen hinzugefügt, ich hatte aber die betreffenden Zeitungen und Journale nicht zur Hand und so mußte es mit einer Ausnahme, die ich diesen Zeilen beilege — unterbleiben.
Indem ich Ihnen eine baldige Wiederherstellung von Ihrem Unwohlsein von ganzem Herzen wünsche, verbleiben mir nur noch der Wunsch und die Hoffnung, daß Ihnen das heut servierte, complizierte Balladengericht nicht als zu weit zurückstehend hinter den bis jetzt gehabten „Kosthäppchen“ erscheinen möge. In vorzüglicher Ergebenheit
Th. Fontane