„ In ihrer Ruppineir Apotheke verlebten meine Eltern die ersten sieben Jahre ihrer Ehe, vorwiegend glückliche Jahre, trotzdem sich schon damals das zeigte, was dieses Glück früher oder später gefährden mußte.“ 2 Von der Löwen-Apotheke sei kurz folgendes berichtet: Nach dem verheerenden Dreißigjährigen Krieg und nach den menschenmordenden Pest- und Pockenepidemien des ausgehenden Mittelalters war es das Bestreben der brandenburgischen Kurfürsten Friedrich Wilhelm und Friedrich III. am Ende des 17. Jahrhunderts, das menschenarm gewordene Land durch Ansiedeln von Schweizern, Hugenotten und anderen „Kolonisten“ wieder zu bevölkern. So stiegen die Einwohnerzahlen Neuruppins und der umliegenden Dörfer wieder stärker an. Das erforderte (neben der mindestens seit 1571 privilegierten Adler-Apotheke) die Einrichtung einer zweiten Apotheke in Neuruppin, der im Jahre 1698 privilegierten Löwen-Apotheke. Sie befand sich 1787 an der eigentlichen Hauptstraße des Ortes in bevorzugter Lage, am „Hohen Steinweg“. 3 Am 26. August 1787 wurde sie bei dem großen Stadtbrand ein Raub der Flammen, wurde aber bereits im ersten Wiederaufbaujahr, 1788, — nach der vor Gericht erstatteten Aussage des damaligen Besitzers der Apotheke, Philipp Ferdinand Schwanefeld'' 1 — in der Hauptgeschäftsstraße, der damaligen Friedrich-Wilhelm-Straße, jetzigen Karl-Marx-Straße Nr. 84, wiedererrichtet, auf einem Areal von 10 a 98 qm, mit Hofraum und großem Garten dahinter von 1 ha, 68 a 70 qm. An die Stelle des Apothekers Heinrich Sigismund Augustin, der das Grundstück 1815 „für 11.000 rhtl. mit Privilegien, Apotheque, Vasen, Repositorien, Utensilien und Gerätschaften, auch Medizinalwaaren“ erkauft hatte, trat „der Apotheker Herr Ludewig Heinrich Fontane, welcher dasselbe nebst dem Apothekerprivilegio und Zubehör laut Contracts vom 21. October 1818 und 24. Julius 1819 für 14.750 rthl. Courant Silbergeld erkauft hat. Der Besitztitel wurde am 30. Julius 1819 für ihn berichtigt.“ 5 Die Worte Th. Fontanes „von dem gemeinschaftlichen Vermögen“ des Paares erkauft, treffen laut Grundbuch von Neuruppin nur bedingt zu, denn außer 2 Hypotheken von 5.000 bzw. 1.400 rth, die mit übernommen wurden, sind dort „8.200 rth (Achttausend zweihundert Thaler) Obligationen in 1/12 bis 1/1 Stücken, welche Herr Apotheker Ludewig Heinrich Fontane laut Obligatio vom 24. Julius 1819 von seinem Vater, dem Cabinets-Secretair Herrn Fontane erborgt hat und zwar gegen 5°/o jährlich vom 1. April 1819 an im vierteljährlichen Turnus zu entrichtenden Zinsen und monatlicher Aufkündigungsfrist, auch Verpfändung dieses Hauses für Capital, Zinsen und die Kosten der Ausklagung und Beitreibung dieser Forderung eingetragen 20. Julius 1819“. 6 Der Herr Kabinettssekretär Fontane, „vorahnend schon und voll Mißtraun gegen den eigenen Sohn“ hatte dieses erhebliche Darlehen also für sich und seine Erben nach allen Seiten gesichert. Aber obwohl des Sohnes Spielleidenschaft dazu beitrug, ihn „auch zu einem sehr säumigen Zinszahler zu machen“ 7 , vermied der Vater Pierre Barthelemy doch eine gerichtliche „Beitreibung“, er nahm aber oft „Gelegenheit, seinem nur zu berechtigten Unmute, sei’s in Briefen, sei’s bei persönlichen Zusammenkünften, Ausdruck zu geben“. 8 Trotz aller noblen Passionen des Besitzers brachte
Heft
(1972) 15
Seite
475
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