Heft 
(1972) 15
Seite
487
Einzelbild herunterladen

wald- und seenreichen Geburtsstadt, tief eingebettet in das Grün einer alten Promenade ohne allegorische Figuren oderReliefs am Sockel aus Deinen Gedichten zeigt ein Monument aus Stein und Bronze denmärkischen Wandersmann Theodor Fontane, wie er von langer Wanderung durch märkischen Sand auf einer Steinbank ausruht, den Blick sinnend in seineGrafschaft Ruppin, in seine geliebte Mark gerichtet, bereit, die Eindrücke und Erlebnisse in seinem Notizbuch fest­zuhalten. Am 8. Juni 1907 wurde das von Professor Max Wieses Künstlerhand geschaffene Fontane-Denkmal in Neuruppin enthüllt. Über die Vorarbeiten sei folgendes berichtet: Schon 1 Jahr nach dem Tode des Dichters konstituierte sich am 18. November 1899 ein Denkmalaus­schuß unter dem Vorsitz des Landesdirektors der Provinz Brandenburg, Freiherm von Manteuffel. Stellvertreter war Prof. Dr. Erich Schmidt von der Berliner Universität. Unter den Beisitzern sind zu nennen der Landrat des Kreises Ruppin, von dem Knesebeck, und der Erste Bürger­meister von Neuruppin, Warzecha. Mit einem gedruckten Aufruf des Ausschusses zurErrichtung eines Denkmals für Theodor Fontane wandte man sich, mit der Bitte um Spenden, an die Öffentlichkeit. 37 Wie es kam, daß Prof. Max Wiese den Auftrag zur Schaffung des Denkmals erhielt, berichtet er in seinen Lebenserinnerungen 38 : In Danzig 1846 geboren, kam er nach frühem Tod des Vaters nach Neu­ruppin, der Heimatstadt der Mutter. Dort besuchte er von 185664 die Vorschule und das Gymnasium. 1883 schuf er das Neuruppiner Schinkel­denkmal. Dann war er von 1884 bis 1905 Lehrer, Professor und Direktor der Hanauer Fachschule für Edelmetallindustrie, danach als freischaf­fender Künstler in Berlin ansässig. Bei einem Besuch seiner alten Heimatstadt fand er das Schinkeldenkmal und die Umgebung in einem sehr desolaten Zustand vor. Er erbot sich dem Magistrat gegenüber, das Denkmal unentgeltlich zu säubern. Bei diesen Restaurierungs­arbeiten erkannte ihn ein alter Schulfreund, der Pfarrer und Heimat­forscher Bittkau. Er mobilisierte andere alte Schulkameraden, die inzwischen als Magistratsangehörige oder Stadtverordnete zu Einfluß gelangt waren. Man beauftragte Prof. Wiese, in Berlin nach der Höhe des Fontane-Denkmalfonds zu forschen und die Denkmalangelegenheit in Fluß zu bringen. Er erhielt die Auskunft, daß das gesammelte Kapital sich durch Zinsen auf 14.500 Mark erhöht hätte, daß aber dafür nichts zu machen sei.Ich erbot mich, für diesen Preis ein Denkmal zu beschaffen und einen Entwurf kostenlos zu liefern. Sofort ging ich an die Arbeit. Ich setzte mich mit den Verwandten Theodor Fontanes in Verbindung, ... erhielt eine Reihe Photographien, die Verwandten schilderten mir Sitten und Gewohnheiten des Darzustellenden. Diese ließen in mir ein so klares Bild des längst Verstorbenen, den ich nie persönlich gekannt hatte, entstehen. In vier Wochen wurde das kleine Hilfsmodell geschaffen und dann der Denkmalskommission vorgeführt, die es einstimmig genehmigte und Prof. Wiese den Auftrag zur Aus­führung erteilte. In einem idyllisch in einem großen Park am Lietzen- See gelegenen Glaspavillon, von einem Freund zur Verfügung gestellt, konnte dann Wiese aus 50 Zentnern Ton das Modell in Originalgröße

487