Denn Phrasendonner, Prunkgebläh’ der Fahnen Stünd’ deines Wesens Schlichtheit übel an —
S o kennen wir, s o lieben wir Fontänen —
Den Sinnenden, den frohen Wandersmann.“
So gibt der Dichter Ernst von Wolzogen am Enthüllungstage seinen Eindruck über das Neuruppiner Denkmal in einem Grußgedicht an Theodor Fontane wieder.
Und fontanisch-schlicht wie das neugeschaffene Erinnerungsmal war auch glücklicherweise — von einigen Stilwidrigkeiten wie Frackzwang für Ehrengäste abgesehen — die Enthüllungsfeier. An diesem heiteren Frühlingssonntage waren sie alle nach Neuruppin geströmt, all die märkischen Familien, deren Geschichte und Schicksale uns Fontane in seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ nahegebracht hat. Aus seinem Berliner Kreise waren zahlreiche Vertreter der Berliner Schriftstellerwelt, des Vereins der Berliner Presse, des Vereins für die Geschichte Berlins, Mitglieder der französischen Kolonie, der Branden- burgia, des Föntane-Klubs mit einem Sonderzug erschienen. Der Verein ehemaliger Neuruppiner Gymnasiasten hatte ebenfalls zur Teilnahme aufgerufen. Die offizielle Einladung an die Minister und an die Spitzen der Provinzial- und Bezirksbehörden war vom Hauptausschuß ausgegangen. Der Oberpräsident der Provinz Brandenburg, der Regierungspräsident des Bezirks Potsdam und der Landesdirektor Freiherr von Manteuffel, der Vorsitzende des Denkmalausschusses, sowie der Berliner Bürgermeister Dr. Reicke waren unter den Ehrengästen. Neben ihnen sah man auf der Tribüne Fontanesche Gesichter, die dort in der Stufenfolge dreier Generationen die Familie Fontane vertraten: seine 70jährige Schwester Elise (Weber), der dem Vater verblüffend ähnliche Sohn Theodor und ein Enkel (der Buchverleger Friedrich Fontane war verhindert). Die Sonne schien strahlend über eine vielköpfige Festgemeinde. Nach dem Aufmärsche der Schulen und der Vereine und dem Läuten der Glocken begann gegen 12 Uhr die Regimentskapelle mit einem Choral, der Gymnasialchor sang dann eine Motette. Den Willkommensgruß entbot der Vorsitzende des Denkmalsausschusses, den Prolog sprach dann Berlins dichterisch begabter Bürgermeister Dr. Reicke, der in wohlklingenden Versen die Schöpfungen Fontanes pries (gekürzt): „Der entsprossen dieser Erden, treuestem Sohn der alten Mark,
Soll am Ort ein Denkmal werden, der einst seine Wiege barg.
Zwar, er braucht nicht Stein und Eisen, daß sein Name bleibe kund,
Sich als lebend zu beweisen, sorgt er selbst von Mund zu Mund.
Was er wandernd durch die Lande, Havellande, seine Mark,
Sah und sang vom heim’schen Sande, macht noch Enkel stolz und stark. Was in sanft bewegtem Kreise durch Frau Elfis Leben zieht,
Mildes Lächeln, jugendweise, tönt wie unser heimlich Lied.
Ernstes Werk — doch heit’re Mienen, die die Liebe leuchten läßt, Einem Lebenden zu dienen, heißt uns dieses Totenfest!
Darum laßt die Hülle fallen, denn sein Bild gehört der Welt!
Teure Züge leuchten allen, die sie selbst so oft erhellt.“