Die Umhüllung des Denkmals fiel, und der damals berühmte Literaturhistoriker der Berliner Universität, Prof. Dr. Erich Schmidt, entwarf in seiner Festrede in scharfer Gedankenprägung das Persönlichkeitsbild Fontanes. Zwar würdigte auch er zunächst wie seine Vorredner, von der Thematik des Denkmals ausgehend, des Dichters Bedeutung für die Mark und die wertvollen Impulse, die ihm diese Landschaft gab, aber er blieb bei dieser einen Seite des Schaffens Fontanes nicht stehen, sondern entwickelte ein umfassendes Bild seiner All-Persönlichkeit. Er zeigte auf, wie Fontane sich allmählich von historischen zu rein menschlichen Vorgängen wandte. Reifste Früchte seines dichterischen Schaffens gab ihm erst der Lebensherbst, das Wunder abendlicher Schöpferkraft. Er schilderte dann den edlen Menschen Fontane, der durch ein Leben gehen mußte, reich an Kampf, an Wellentälern, aber auch an freudebringenden Wellenhöhen. „Uneingerostet in seinen geistigen Gelenken, vielmehr neubeschwingt, nahm Fontane keinen Schmollwinkel ein, sondern empfand es mit stillem Herzensdank, daß ihn ein junges ... Geschlecht ... auf den Hochsitz des Ruhms hob“' 50 , ihn, der vor allem im Alter zukunftsweisend sich für den wahren Fortschritt in der Welt einsetzte. Sein Nachruf auf den alten Stechlin kann auch für ihn gelten: Er war das Beste, was ein Mensch sein kann, ein Mann und ein Kind zugleich.
Erster Bürgermeister Warzecha übernahm dann mit Dankesworten das Monument in die Obhut der Stadt. Ein Festgedicht eines ehemaligen Neuruppiners, Emil Möbis, vertont von Seminar-Musikdirektor Seidel und gesungen vom Seminarchor, beschloß die würdige Feier. — Festessen mit vielen Reden in fontanischem Geist und eine abendliche Feierstunde ließen den Tag ausklingen. Die „Märkische Zeitung“ hatte eine Festbeilage zusammengestellt und ein damals sehr bekannter Heimatforscher Karl Lücke-Berlin im „Stadtgarten“ eine sehenswerte Fontane-Ausstellung aufgebaut. Die Festbeilage enthielt einen für diesen Tag sinnbezogenen Brief Fontanes an seinen Neuruppiner Bekannten A. Gentz (1873). Damals sollte in Neuruppin ein Kriegerdenkmal errichtet werden. Fontane warnt: „Hüten Sie sich vor der Hauptstadt, diese schafft nur Doubletten bis ins Unendliche; immer wieder Siemeringsfries, immer wieder der Rauchsche Löwe auf dem Grabe Scharnhorsts, immer wieder eine Viktoria oder ein Friedensengel mit Palmen oder eine Hoffnung mit der Lotosblume. Alles in Dutzend oder Gros..." Das Neuruppiner Fontane-Denkmal kann glücklicherweise nicht zu dieser Kategorie gerechnet werden „mit Glaube, Liebe, Hoffnung an den Ecken“, die Fontane mit beißender Ironie geißelte.
11. Fontanezimmer im Heimatmuseum
Als im Jahre 1954 das ehemalige „Kreis-Zieten-Museum“ aus seinen beengten Räumen im Tempelgarten in eins der schönsten frühklassizistischen Gebäude August-Bebel-Straße 14/15 mit hohen, hellen, weiträumigen Zimmern umwechselte, wurde auf Initiative des damaligen ehrenamtlichen Leiters des neuen „Heimatmuseums“, Dr. Hirsch, und des Vorsitzenden des Museumsbeirats (Verfasser dieses Artikels) ein Fontane-