Gedenkraum eingerichtet. Leider war von dem dinglichen Nachlaß des Dichters, der nach dem Tode Friedrich Fontanes von dem Fontane-Enkel Peter 1941 an Stadt und Kreis verkauft worden war, infolge Kriegseinwirkungen nur die große Standuhr aus Fontanes Arbeitszimmer als Originalstück vorhanden. Ein alter Apothekenschrank aus der Löwen- Apotheke mit Apotheken-Gefäßen und (nichtfontanische) Möbel und Kleinmöbel aus der Zeit mußten Ersatz für Originale geben. Familienbilder, Fontaneschriften usw. und der „Odinswagen“ 11 ergänzten die Ausstattung des Raumes, der 1964 von der sehr tatkräftigen hauptamtlichen Leiterin (jetzt Direktor) Frau Lisa Riedel wesentlich umgestaltet und aussagekräftiger gemacht wurde. Da von ihr ein besonderer Artikel über diesen Fontaneraum für die „Fontane-Blätter“ geschrieben wird, sei dem hier nicht vorgegriffen. Nur eine Richtigstellung gestatte man auf Grund der Neuruppiner Kirchenbücher: Im Fontane-Raum ist eine Fotokopie der handschriftlich angefertigten 1. Seite der Selbstbiographie Fontanes ausgestellt. Er schreibt: „Den Bilderbogen-Gustav Kühn und der Maler Wilhelm Gentz waren meine Spielgenossen. Unsere Häuser grenzten miteinander.“ Hier irrt Fontane! Der „Bilderbogen-Gustau Kühn“ war zur Zeit der Geburt Theodors bereits 25 Jahre alt. Gemeint ist dessen Sohn und späterer Geschäftsnachfolger Theodor Bernhard Kühn, geboren Februar 1819.
12. Fontane-Renaissance
Daß die Fontane-Renaissance nicht an Neuruppin vorüberging, daß die Bedeutung dieses fortschrittlichen kritischen Realisten gerade für unsere Zeit mehr und mehr erfaßt und die Kenntnis seiner Werke und das Wissen um sein Wirken in fortschreitendem Maße Allgemeingut eines Teils der Bevölkerung wurde, dafür sorgten nach 1945 „Wanderungen auf Fontanes Spuren“, festliche Ausgestaltungen der Feiern zur Verleihung des „Theodor-Fontane-Preises für Kunst und Literatur“ des Rates des Bezirkes Potsdam, gehaltvolle Vorträge, Farblichtbildervorträge „Mit Fontane durch die Grafschaft Ruppin“ 42 sowie eine Sonderausstellung „Theodor Fontanes Beziehungen zur Grafschaft Ruppin“ im Heimatmuseum. — Die Neuruppiner Verkaufsstelle des Volksbuchhandels trägt seit Jahren den verpflichtenden Namen „Fontane-Buchhandlung“. Der Betriebsteil des Kombinats Kraftverkehr ehrt den Dichter durch große Lettern „Fontane-Stadt Neuruppin“ an Kraftomnibussen, und bei einem Wettbewerb zur Namensflndung für ein Neuruppiner Fahrgastschiff sprach sich eine überwältigende Mehrheit der Einsender für „Theodor Fontane“ aus. Ein gut geleitete Gärtnerische Produktionsgenossenschaft nennt sich „Theodor Fontane“, und beim Neuruppiner Postamt gab sich eine Brigade den Namen des Schriftstellers, desgleichen in den Volkseigenen Betrieben „Elektro-Physikalische Werkstätten“ und „Feuerlöschgerätewerk“ (im Aufbau). Über ihrer aller Bemühen steht Fontanes Wort „ ... für das Neue aber sollen wir recht eigentlich leben!“
Anmerkungen
1 Fontane, Meine Kinderjahre, Autobiographischer Roman, Erstes Kapitel
2 Fontane, Meine Kinder) ahre, Autobiographischer Roman, Zweites Kapitel