Sonntagsverein „Tunnel über der Spree“ einführte, dessen Mitgliedschaft er am 29. September d. J. als „Lafontaine“ erwarb. Bataillonskommandeur Fontanes war Major Wilhelm von Wnuck (1788—1863), der an den Schlachten von Großgörschen und Leipzig 1813 teilgenommen hatte. Major von Wnuck und der Regimentskommandeur Oberst Ferdinand von Hirschfeld (1792—1863) genehmigten 1844 die vierzehntägige Englandreise Theodor Fontanes (Manuskript der Reiseaufzeichnungen im Fontane- Archiv), die er mit seinem Jugendfreunde Hermann Scherz aus Krenzlin bei Neuruppin auf dessen Kosten durchführte und zwar in einer „Militär-Kommißhose mit der roten Bise daran“. 7
Fontane gibt uns den Hinweis, daß der Vater seines Regiments-Kommandeurs der aus der friderizianischen Armee stammende General Karl Friedrich von Hirschfeld (1744—1818) war, der am 27. August 1813 in dem denkwürdigen Gefecht bei Hagelberg (heute Kreis Belzig) mit der märkischen Landwehr den Vormarsch der französischen Besatzung von Magdeburg auf Berlin unter General Girard heldenhaft zurückschlug. 8 Hier, im Gefecht bei Hagelberg, hatte sich die von den Heeresreformem Scharnhorst, Boyen, Gneisenau u. a. geschaffene Landwehr, erstmalig ohne Unterstützung aktiver Truppen, bewährt.
Im Nachlaß Theodor Fontanes hat sich ein Heft in Quartformat mit marmoriertem, zerrissenem Deckel „Aus der Soldatenzeit“ (H 1) erhalten. Auf 62 Seiten finden wir hier sechzehn eigenhändige Gedichte Fontanes, das parodistische Trauerspiel „Der letzte Liepenwinkler“, einige englische Vokabeln und militärische Aufzeichnungen, letztere bisher unveröffentlicht. Das undatierte Heft stammt höchstwahrscheinlich aus dem Jahre 1844. Wir sehen, daß sich der „Freiwillige“ Fontane auch während der Soldatenzeit seinen dichterischen Neigungen widmete.
Im Zusammenhang mit unserem Thema interessieren uns insbesondere die militärischen Aufzeichnungen, die allem Anschein nach mit Fontanes Infanterieausbildung Zusammenhängen. Da finden wir beispielsweise „Verhaltensregeln beim dienstlichen Gebrauch des Gewehres, vorzugsweise mit scharfer Munition und beim Scheibenschießen: Hahn auf- und abspannen, Patronen und Zündhütchen handrecht, Patronen genau über dem Pulver abbeißen, einschütten, Kugel mit den Fingern nachstoßen, den Ladestock kräftig aber nicht zu stark anwenden, damit das Pulver zwar an das Zündhütchen heran, die Kugel jedoch nicht breit gedrückt wird...“ Diese Prozedur erinnert uns daran, daß 1840 in der preußischen Armee statt des Steinschloßgewehres das Perkussionsgewehr eingeführt und später vom Zündnadelgewehr abgelöst wurde. Weitere Aufzeichnungen des Grenadiers Fontane, der es bis zum Unteroffizier brachte, befassen sich mit dem „Exerzierreglement, der Colonnenformation, dem Quarre und dem Avancieren“.
Der „Freiwillige“ Fontane schrieb aber auch 1844 als Soldat, vier Jahre später war er enthusiastischer Anhänger der bürgerlich-demokratischen Märzrevolution in Berlin, folgendes Gedicht (Urschrift im Fontane- Archiv: H 63), das erst 1930 veröffentlicht wurde: 9
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