Heft 
(1972) 15
Seite
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Maximilian Dortu 12

Max Dortu diente ebenfalls, wie sein Kamerad Theodor Fontane, 1844 bis 1845 als Einjährig-Freiwilliger im Kaiser Franz-Garde-Grenadier- Regiment. Dieses Militärverhältnis, er schied als Unteroffizier der Land­wehr aus, sollte ihm 1849 zum Verhängnis werden. Dortu wurde am 28. Juni 1826 in Potsdam als Sohn und einziges Kind des wohlhabenden und angesehenen Justizkommissars und ehemaligen Jenenser Burschen­schafters Ludwig Wilhelm Dortu geboren. Wie die Fontanes, so waren auch die Dortus französischer Abstammung. Sein Vater war ein durch und durch demokratisch eingestellter Mann, der in seiner patriotischen Einstellung als Husarenoffizier an den Befreiungskriegen gegen die napoleonische Fremdherrschaft teilgenommen hatte. Ein Onkel Max Dortus, Bruder seiner Mutter, stand ebenfalls in der demokratischen Volksbewegung seiner Zeit und kommandierte 1849 ein Bataillon der Pfälzischen Volkswehr.

Der junge Max Dortu studierte nach der Ablegung des Abiturs Rechts­und KameralWissenschaften. An der Heidelberger Universität wurde Dortu im Sinne der Tradition seiner Familie aktives Mitglied des radikal-demokratischen Neckarbundes. Nach Abschluß des Studiums in Berlin wurde Max Dortu in Potsdam Auskultator am Stadtgericht.

Max Dortu wird von Zeitgenossen als stattlicher, schöner junger Mann mit untadeligem Charakter geschildert, der mit Hingabe der demokra­tischen Volksbewegung diente. Im Jahre 1848 gab es auch für ihn, ebenso wie für den Berliner Apothekergehilfen Theodor Fontane, kein Halten mehr. Nach den Kämpfen des 18. März 1848 mußten die königlich­preußischen Truppen vor den Barrikadenkämpfern Berlins die Haupt­stadt räumen. Am 25. März zog sich der eingeschüchterte König mit seiner Garde vor dem Berliner Volkszom in seine Residenzstadt Potsdam zurück. Hier hatte sich jedoch eine radikale Gruppe gebildet, die Rück­halt bei den Nowaweser Webern fand. Sie war konsequenter und weit­blickender als die Mehrzahl der bürgerlichen Demokraten jener Zeit. In Max Dortu hatten die Potsdamer Demokraten einen klarblickenden Führer, der ohne Umschweife die demokratische Republik forderte. Am 12. Mai 1848 weckte der mit einem glänzenden Rednertalent begabte Dortu in einer Volksversammlung den Widerstandsgeist der Massen. Mir gilt, rief Dortu, unter Anspielung auf Prinz Wilhelm von Preußen, dem späteren Prinzregenten und König Wilhelm von Preußen,das Volk mehr als ein hochgeborener königlicher Prinz. In dieser Rede prägte Dortu das alsdann in Deutschland so bekannte Wort vom Kartätschenprinz. Am 22. Mai 1848 besetzten hungernde Potsdamer Arbeiter und ausgemergelte Nowaweser Weber das Rathaus. Max Dortu wurde von derBürgerwehr verhaftet. Seine Worte hatten jedoch gezündet. Im September meuterten zwei Kompanien der Gardefüsiliere und vereinigten sich mit Arbeitern und Handwerksgesellen. Die Hof­kamarilla floh nach Charlottenburg.

Die Reaktion holte zum Gegenschlag aus und konzentrierte um Berlin 30 000 Mann. Anfang November 1848 bildete Graf Brandenburg, der

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