£ L L4 J
Sr. Wohlgeboren Dem Herrn Kreis-Sekretair Burchardi zu Frankfurt a/O. Letschin, d. 19. Sept. 1843.
Ew. Wohlgeboren erlaubt sich der Unterzeichnete davon in Kenntniß zu setzen, daß ihm auf sein Gesuch beim Oberpräsidium der Provinz, bis dato kein bestimmter Bescheid zugegangen ist. Eine vorläufige Beantwortung meines Schreibens lautete dahin, daß Oberpräsidium zuvor ein Gutachten meiner landräthlichen Behörde einziehen werde. Die Möglichkeit ist vorhanden, daß mir erst nach dem 1. Oktober eine bestimmte Erklärung wird, weshalb ich, um meiner Berechtigung zum einjährigen Militair-Dienst nicht unzweifelhaft verlustig zu gehn, schon jetzt meine Meldung bewerkstelligen muß.
Ich erlaube mir Ew. Wohlgeboren um dero gefälligen Rath zu bitten, und mir wo möglich Auskunft zu geben, „wann“ und „bei wem“ ich mich mit dem Wunsche: einzutreten, in Frankfurt zu melden habe, wenn nicht etwa das Vorenthalten meines Berechtigungs-Attestes, seitens der Königl. Departements-Prüfungs-Commission, diesen Schritt überhaupt anräthlich machen sollte. — Ew. Wohlgeboren ergebenster Theodor Fontane. (Fontane-Archiv. Abschrift. Sign. Da 2.)
Anmerkungen
1 Theodor Fontane: Von Zwanzig bis Dreißig. Berlin 1898, S. 209
2 Hans-Heinrich Reuter: Fontane. Bd 1. Berlin 1968, S. 158
3 Hierzu s. Pierre-Paul Sagave: Theodor Fontane, Wanderungen durch Frankreich. Erlebtes 1870—71... Berlin (1970). - Besprechung in „Fontane-Blätter“, Bd 2, H. 5. 1971, S. 360-362
4 Theodor Fontane: Gesammelte Werke. Serie 2, Bd 11. 1905—10. Brief an Otto Neumann-Hofer, Hrsg, des „Magazins für Literatur“ und der „Romanwelt“, vom 24. 3. 1896, S. 384. Gemeint ist u. a. das Buch von Karl Pietschker: Auf dem Siegeszuge von Berlin nach Paris. Sehlachtenbilder und biographische Silhouetten. (Potsdam 1896.)
5 Theodor Fontane: Meine Kinderjahre. Berlin 1894, S. 199—200
6 Theodor Fontane und Bernhard von Lepel. Ein Freundschafts-Briefwechsel. Hrsg, von Julius Petersen. Bd 1. 2. München 1940. — Die Originalbriefe Theodor Fontanes an Bernhard von Lepel befinden sich seit 1965 als Dauerleihgabe der Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität Berlin im Fontane-Archiv.
In einem unveröffentlichten Brief vom 27. 12. 1856 aus London an Henriette von Merckel schrieb Theodor Fontane: „Die, wenn ich mich so ausdrücken darf, reservierte Vertraulichkeit, die Vertrauen erweckend entgegenkommt und doch unüberschreitbare Grenzen zieht, ist eine schwere Kunst und wenige verstehn sie zu üben. Lepel war grob gegen seine Soldaten und wenig beliebt (Sie wissen, ich habe in seiner Compagnie gedient) und war doch immer der herzensgute Lepel. Aber er verstand diese Kunst nicht und immer in der Furcht, sich dies oder das zu vergeben, verweigerte er jede Commission. In meinem speziellen Falle kommt noch manches hinzu.“
7 Theodor Fontane: Von Zwanzig bis Dreißig. Berlin 1898, S. 228
8 Theodor Fontane: Von Zwanzig bis Dreißig. Berlin 1898, S. 213
9 Friedrich Fontane: Von Zwanzig bis Dreißig. Entstehungsgeschichte und Ergänzungen nach ungedruckten Quellen. - In: Ruppiner Kreiskalender 1930. Neuruppin 1930, S. 87
10 Die bis 1842 üblichen Tschakos innerhalb der preußischen Infanterie wurden, ausgenommen waren die Jäger und Schützen ab 1854, zugunsten der charakte-
501