in den kritischen Literaturvorträgen Hamsums aus dem Jahre 1891, in denen der junge Dichter mit scharfer Zunge und schneidendem Intellekt über seine Zeitgnossen Ibsen, Bjornson, Kielland und Lie das Urteil spricht. Fontanes „Rätsel“ heißen hier „rätselvolle Tiefsinnigkeit“ und Hamsum meint, daß Ibsens „deutlicher Hang, Tiefsinn zu schwätzen“ im Zusammenhang mit den Deutschen zu sehen ist: „Was ist ,Die Frau vom Meer“? Ich weiß es nicht, ich weiß es schlechthin nicht, denn die Frau vom Meer schwätzt göttlich tiefsinnig. — Nein, das ist ja ein Buch für Deutsche... Und die Deutschen ergötzen sich daran und reiben sich die Hände — ah, wunderschön!“
21 Causerien II, S. 713 f.
22 Den „Sonnenaufgang“ und die „Sumpfluft“ sind direkte, wörtliche Paraphrasierungen der nämlichen Begriffe aus „Gespenster“ und „Die Wildente“.
23 Diese Praxis der Umgehung der Zensur durch die Aufführung verbotener Stücke in privaten Theaterklubs ist immerhin bis vor kurzem in England geübt worden.
24 Causerien II, S. 705 fl.
25 Ibid., S. 695 f.
26 Brief vom 24. 10. 1888. In: Briefe an Georg Frledlaender. Hrsg. u. erl. v. Kurt Schreinert (Heidelberg 1954), S. 98 fl.
27 Briefe 11,2, S. 335.
28 Joachim Kaiser beispielsweise nennt im Vorwort zu einer neuen deutschen Ibsenausgabe den positiven Schluß „die einzig größere Schwäche, auf die man im Ibsenschen Spätwerk trifft“. In: Henrik Ibsen: Schauspiele ln einem Band (Hamburg 1968), S. 25.
29 Georg Brandes: Henrik Ibsen (Kjobenhavn 1898), S. 171.
30 Hundrearsutgave xn, S. 191.
31 Die „Norwegerei“ war eine literarische Modeerscheinung in Deutschland, die bis in die dreißiger Jahre des neuen Jahrhunderts andauerte: alle skandinavischen Literaturprodukte wurden widerspruchslos vom Großteil des deutschen Publikums akzeptiert. „Skandinavien“ galt (wie heute bei den Möbeln 1) als unbedingte Qualitätsgarantie. So konnten zweit- dnd drittrangige Autoren — das bezieht sich jetzt beileibe nicht auf Kiellandl — in Deutschland enorm hohe Auflagen erzielen, zugleich aber in ihrer Heimat mehr oder weniger unbekannt bleiben.
32 Causerien n, S. 735.
33 Brief an Georg Brandes vom 10. 11. 1886. In: Hundrearsutgave XVIII, S. 113.
34 Auch hier ist nochmals eine nahezu vollständige Identität mit Hamsums Kritik anzumerken. Auch für ihn sind „Kiellands Personen ständig ganz bestimmte Charaktere, Menschentypen“, und auch er kritisiert das Klischee vom norwegischen Pfarrer („Pfarrer sind Heuchler“): „Was soll denn Modernes an Kiellands Zeichnung von Pfarrern sein? Schon seit Kierkegaards Tagen ist es bei uns beinahe Brauch gewesen, Pfarrer ein wenig schlechter zu machen als andere Leute in der Literatur“.
35 Causerien n, S. 735.
36 Ibid., S. 723 fl.
37 Fontane hat ebenso wie Ibsen seine Laufbahn als Apothekerlehrling begonnen.
38 Briefe 11,2, S. 217 f.
39 Ibid., S. 258.
[Die Veröffentlichung erfolgt mit Genehmigung der Redaktion der Zeitschrift
„Edda“, Oslo.]
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