Heft 
(1972) 15
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verletzt die große Masse mehr, als wenn ihr zugemutet wird, bei dem Beschauen eines Kunstwerkes zu denken.

Wenn sich die Autorin auch immer wieder auf die umfassende Biographie der NationalgalerieKarl Blechen. Leben, Würdigungen, Werk, 1940 herausgegeben von Paul Ortwin Rave stützt, so waren ihr doch (wie eine Aussprache im Cottbuser Blechenklub Anfang 1971 ergab) die Ver­öffentlichungen in denFontane-Blättern bekannt. Sie hätten deshalb auch in das sechsspaltige Literaturverzeichnis Aufnahme Anden müssen. Dessen ungeachtet wird jeder Verehrer Fontanes diesen Band mit großem Gewinn lesen und die hohe Einfühlungsgabe des Dichters bewun­dern, vor allem sein erst heute wieder voll bestätigtes Urteil:Um ihm gerecht zu werden, muß man ihn aus seiner Zeit heraus beurteilen und für seine Zeit war er phänomenal. Ein Maler-Genie ersten Ranges! Die jüngste Blechen-Biographie hat das klar erwiesen. Dr. Heinz Haufe, Cottbus.

Mitteilungen

Fontane-Preis für Hans-Heinrich Reuter

Dr. phil. habil. Hans-Heinrich Reuter, der Direktor des Instituts für deutsche Literatur der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar, wurde am 30. April 1972 von der Akademie der Künste in West-Berlin mit demKunstpreis Berlin auf dem Gebiet der Literatur (Fontane-Preis) ausgezeichnet. Dieser Preis wird alle drei Jahre verliehen.

Hans-Heinrich Reuter erhielt ihn für seine zweibändige Monographie Fontane, die 1968 im Verlag der Nation in Berlin und im gleichen Jahr als Lizenzausgabe der DDR in München erschien. Das Werk wurde im gesamten In- und Ausland allgemein als eine repräsentative Leistung der marxistisch-leninistischen Literaturwissenschaft der DDR anerkannt, durch die erstmals die Bedeutung des großen humanistischen und demo­kratischen Realisten Theodor Fontane angemessen und umfassend gewür­digt worden ist. (Thüringer Neueste Nachrichten, Weimar. 2. V. 1972.)

Moderne Nachlaßpflege am Beispiel des Fontane-Archivs

Gewiß ist der Nachlaß Theodor Fontanes kein typisches Beispiel, doch lassen sich hier einige wichtige Merkmale moderner Nachlaßarbeit aufzeigen, die durch praktische Erfahrungen ihre Bestätigung gefunden haben. Da gibt es neben der eigentlichen Sammlung und Erschließung des handschriftlichen Materials eine Reihe ebenso wichtiger Arbeiten, die unmittelbar mit dem Nachlaß verbunden sind. Vor allem ist eine Zeitungsausschnittsammlung zu nennen, die der Dichter selbst angelegt hat, und die bis heute fortgeführt und durch Sammlungen gleichen Charakters bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts zurückergänzt wurde. Wir können damit ein breites Spektrum Fontanescher Wirkungs­geschichte erschließen. Die Sammlung ist praktisch ein Teil der Biblio­graphie und für die Forschung unbezahlbar, da sie natürlich die sehr

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