des Hauses in den ungenutzten Schätzen herumstöberte. So z. B. der junge Hans Stemheim, dem der alte Fontane im August 1896 von seinem Kuraufenthalt in Karlsbad schrieb: „Es hat mich sehr gefreut, daß unser Stapelplatz für Brennmaterial soviel deutsche Literatur herausgerückt hat. Fahre nur öfter in den Stollen ein und schürfe nach Erz.“
Als Friedrich Fontane im Jahre 1935 die Bücherei des Vaters mit dem Fontane-Archiv der Brandenburgischen Landesbibliothek übergab, war sie nicht mehr vollständig. Die Erben hatten bereits einen Teil verschenkt oder veräußert. Die Literatur zur Geschichte der französischen Kolonie in Berlin-Brandenburg behielt der Sohn. Einiges andere ging durch Kriegseinwirkung und Diebstahl verloren (siehe Fontane-Blätter, Bd. 2. 1971, S. 276—282). Im heutigen Theodor-Fontane-Archiv, Potsdam, der Deutschen Staatsbibliothek, Berlin, befindet sich jedoch noch, sorgsam behütet, der kleine Bücherschrank Fontanes mit einem beachtlichen und aufschlußreichen Teil seiner Handbücherei. Die fehlenden Bücher sind meist durch einen Vergleich mit einer von den Erben aufgestellten Kartei nachweisbar. Es war sogar möglich, in den letzten Jahren einige Bücher, die sich einst in Fontanes Bibliothek befanden, gekennzeichnet durch Eigentumsvermerk des Dichters oder seiner Frau Emilie bzw. Widmungen an Theodor Fontane, in Antiquariaten, Museen und Bibliotheken zu entdecken und in den Bestand des Fontanearchivs zu überführen. Ferner befindet sich im Fontane-Archiv ein Verzeichnis der 1935 von Friedrich Fontane übernommenen Bücher aus der Bibliothek seines Vaters.
Nehmen wir einmal die Kartei der Nachkommen und das Verzeichnis der im Fontane-Archiv befindlichen Bücher aus dem Besitz des Dichters zur Hand! Es interessiert uns, welches Buch am längsten in Fontanes Besitz war. Man kann das nicht mehr mit aller Sicherheit feststellen, nach dem Erscheinungsdatum jedenfalls könnte es eine „Auswahl von ernsten und launigen Gedichten, welche sich zum mündlichen Vortrage in geselligen Kreisen eignen“ aus dem Jahre 1834 sein, herausgegeben von Alexander Kosmar. Danach käme gleich des Freiherrn von Zedlitz- Neukirch vierbändiges „Neues preußisches Adels-Lexikon“. Der erste Band ist 1836 erschienen, der vierte 1843. Da haben wir ihn, den liebenswürdigen Causeur Fontane und den langjährigen Verehrer des preußischen Adels. Wir nehmen das Lexikon zur Hand, es war dermaßen abgegriffen und zerlesen, daß es 1956 restauriert werden mußte. Wie lange mag der Meister es, wachsenden Enttäuschungen zum Trotz, immer wieder durchgeblättert haben auf der Suche nach einigen „prächtigen Exemplaren“ der alten preußischen Aristokratie! Andererseits war ihm das Lexikon, ganz nüchtern gesehen, seinem Zweck entsprechend ein notwendiges Nachschlagewerk bei der Arbeit an seinen in Adelskreisen spielenden Romanen. Und wir wissen, als das preußisch-deutsche Kaiserreich unter Wilhelm II. auf der Höhe seiner äußeren Macht war, hat der alte Fontane an seinen Freund Dr. Georg Friedlaender geschrieben: „Ich kann es nicht beklagen, daß noch in meinen alten Tagen solche Wandlung über mich gekommen ist. Alles, was jetzt bei uns obenauf ist,
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