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tektur wichtige Gutshäuser gingen 1945 durch Kampfhandlungen in Flammen auf und mit ihnen reiche Sammlungen.
Auch die Dorfkirchen haben manches von ihrer Ausstattung verloren, was Fontane noch vorfand und im besonderen Falle einzig in den „Kunstdenkmälern des Kreises Westhavelland“ 16 verzeichnet und abgebildet ist.
Theodor Fontanes Reise durch das Ländchen Friesack ging eine Einladung des Rittersdiaftsdirektors Max von Bredow, nach Landin zu kommen, voraus. In einem Brief vom 26. Mai 1889 an seine Tochter Martha schreibt Fontane: „Morgen will ich nun zu Herrn v. Bredow auf Landin ins Havelland und von diesem Hauptquartier aus meine Fahrten auf die Bredow-Güter (ungefähr 20) antreten.“ 17 Eine zweite Tour unternahm der Dichter am 14. September des gleichen Jahres.
In Landin und den anderen Dörfern fand Fontane ein wohlwollendes Entgegenkommen: „Dabei ist das Schriftstellermetier und der Zweck, zu dem man kommt, mehr oder weniger verdächtig“, schreibt Fontane. „Was will er eigentlich? Da steckt gewiß was dahinter. Solch Berliner Scribifax kann sich doch nicht für unsre Schaf Ställe interessieren. Kunst? Bilderinschriften? Kunst gibt es hier nicht?, und um das Bild von Tante Rosalie mit ihrer weißen Tüllhaube kann er doch unmöglich kommen. Die märkischen Edelleute sind sehr gute Menschen, aber sie haben den allgemein märkischen Zug des Argwohns, der Nüchternheit und des Nichtbegreifenkönnens eines reinlichen, über den äußerlichen Gewinn und Vorteil hinausgehenden Wollens.“ 18
Besonders fruchtbar war eine Bekanntschaft mit dem Pfarrer Heinrich Jacobi 19 in Landin, mit dem Fontane auch noch später in Korrespondenz stand.
Über eine seiner Fahrten schrieb Fontane später: „Ich habe in fast achttägigem Aufenthalt die IV 2 Quadratmeilen des Ländchens Friesack kennen gelernt. Eine Unmasse von Stoff wurde von mir auf gespeichert. Und doch ist das Buch, das Buch meiner besonderen Sehnsucht ungeschrieben geblieben.“ 20
Wo liegt das Ländchen Friesack? „Im Herzen von Mark Brandenburg liegt das Havelland und im Herzen des Havellandes liegt das Ländchen Friesack. Ein Kern im Kern.“
Das Land Friesack wird heute von zwei großen Verkehrslinien, der Fernstraße Berlin—Hamburg und der Eisenbahnstrecke Berlin—Nauen- Neustadt (Dosse)—Wittenberge durchschnitten, wobei letztere das Gebiet mehr am Rande liegen läßt und an der Stadt Friesack nur in einiger Entfernung vorbeigleitet. Die meisten Reisenden benutzen die Fernstraße, die von Nauen bei den Dörfern Senske und Wagenitz das Gebiet des Ländchens erfaßt und Berge links sowie Brädikow, Warsow und Vietz- nitz rechter Hand liegen läßt, die Stadt Friesack durchquert, hart vorbei an der alten Burgstelle am nördlichen Stadtausgang, schließlich das Ländchen wieder verläßt. Zum Ländchen Friesack gehören ferner die
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