Heft 
(1973) 17
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licen. Rouanet, so hieß es, sei eigentlich längst tot; die Angehörigen aber besäßen ein gutes Porträt von ihm*, Brustbild, das sie, wenns dunkel würde, jedesmal ins Fenster stellten, um bei den Vorübergehenden den Glauben wachzuhalten, der Alte lebe noch. Etwa 1830 starb er.

Untersuchen wir zunächst die Pensionierung Rouanets. Er stellte am 27. Mai 1827 den Antrag auf Pensionierung, die sich mit Jahresschluß in seinem 81. Lebensjahr vollzog. 10 (Rouanet wurde am 31. März 1747 geboren.) Er wurde mit vollem Gehalt pensioniert. 11 Das Gehalt hatte die Regierung bei seiner Bestallung als Stadtkämmerer 1806 auf 395 Reichs­taler, 6 Silbergroschen, 3 Pfennig festgesetzt. 12 Nach Rouanets Aufzeich­nungen wurde er mit 500 Rtl. in bar, 24 Scheffel Roggen, 11 Scheffel Hafer und 39 Klaftern dreifüßigem Elsenholz pensioniert. Diese von Rouanet angeführte Summe deckt sich mit der Eintragung in der Käm­mereirechnung von 1828. Im Todesjahr Rouanets 1837 (also nicht, wie Fontane meint, 1830!) findet sich in der Kämmereirechnung als Ausgabe für Rouanet: 458 Reichstaler, 10 Silbergroschen; erspart 41 Rtl. 20 Sgr.; dazu die Bemerkung:der Herr Rouanet ist im Oktober verstorben, bis dahin hat er sein Gehalt bezogen, für den Monat November haben seine Erben als den Gnadenmonat das Gehalt erhalten.

Fontane hatte also recht, daß Rouanet mit vollem Gehalt pensioniert wurde. Wie aber steht es mit der von ihm erwähntenMalice? Läßt sich diese nachweisen?

Die Angehörigen Rouanets hätten diesen ganz üblen Betrug ausgeführt? Das ist doch in einer Kleinstadt wie Beeskow mit noch nicht 4000 Ein­wohnern ganz undenkbar! Wir können nun leider die Angehörigen, die Fontanes Angaben nach in der Stadt lebten, nicht feststellen. Rouanet berichtet in seinen Lebenserinnerungen, daß zur Feier seines fünfzig­jährigen Dienstjubiläums 1816 (Rouanet war 1766 preußischer Soldat geworden) seine in Drossen und Müllrose verheirateten Kinder ein­trafen, um den Jubeltag mit ihm zu feiern. Frau Martha Fritsch spricht von dem ältesten Sohn, der 1808 als Arzt nach Rußland übersiedelte. Der Bürger Thormann, der zwischen 1840 bis 1850 fleißig Nachrichten über die Geschichte Beeskows und auch sonstige Ereignisse in der Stadt gesammelt hat, weiß von solcherMalice nichts. Es ist auch wenig glaubhaft, daß die Beeskower Bürger wegen der Weiterzahlung des vollen Gehalts neben dem Gehalt des neuen Kämmerers sich auf diese Weise, wie Fontane erzählt, solltengerächt haben. Daß jedoch manche Bürger unter sich darüber gemurrt haben, ist nicht ausgeschlossen. Trotzdem erscheint dieseMalice nicht glaubhaft, da nicht anzunehmen ist, daß die Dankbarkeit und die Verehrung der Bürger für das tapfere Ver­halten Rouanets während der französischen Invasion 1808 bis 1809, wie dies noch 1816 bei seinem Dienstjubiläum zum Ausdruck kam, 13 dann so schnell nach seinem Tode sollte verklungen sein, obendrein noch in solch häßlicher Form!

* Eine Abbildung befindet sich im Fontane-Archiv.

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