Potsdam, nachdem er in Neufchätel preußischen Werbern in die Hände gefallen war, sein Amtsantritt, all das entspricht den Tatsachen. Dann aber lesen wir auf Seite 349:
„Die Stattlichkeit seiner Erscheinung (Rouanet maß 1,90 m), seine feine Bildung, er hatte protestantische Theologie studiert, woher auch seine Konflikte mit der Familie herrührten [vom Verfasser hervorgehoben], und nicht zum wenigsten das ausgezeichnete Französisch, das er sprach, machten den König (Friedrich II.) ihm zugeneigt.“
Hier irrte Fontane sehr! Rouanet gehörte bis zu seinem Lebensende der katholischen Konfession an. Hierzu einige Beweise.“ Der schwere Konflikt Rouanets mit dem Elternhaus hatte zwar konfessionelle Ursachen. Der Sitte der Zeit gemäß sollte der jüngste Sohn Pierre katholischer Geistlicher werden. Dagegen wehrte er sich mit allen Mitteln! Von einem Übertritt zum Protestantismus ist keine Rede.
Als Rouanet nach Verhandlungen in Beeskow, mit dem Vorsatz, die Stelle wegen des niedrigen Gehaltes abzulehnen, nach Potsdam zurückkehrte, sagte ihm sein Gönner, der General Rhodich: „Auch die Bees- kower Herren wollen Sie nicht haben, weil Sie katholisch und der deutschen Sprache nicht genügend mächtig sind“. Bei einer Magistratssitzung kam es beinahe zu Handgreiflichkeiten, als ihn ein Magistratsmitglied wegen seiner katholischen Konfession hänselte. Als sich Rouanet um die erledigte Rendantenstelle der hiesigen evangelischen Kirchengemeinde bewarb, widersetzte sich der Superintendent seiner Bewerbung, „weil ich katholischer Konfession sei und dies bei der evangelischen Gemeinde Anstoß erregen würde“. Wieder berichtete Rouanet an General Rhodich. „Schon nach kurzer Zeit erhielt ich die Abschrift eines von dem Oberkonsistorium erlassenen Rescripts, wonach ich, ohne Rücksicht auf meine Konfession und mit der einzigen Bedingung, die übliche Kaution zu stellen, zum Rendanten ernannt wurde, indem die Rendantenstelle mit dem ritu in keiner Verbindung stünde.“ (Klingt der letzte Satz nicht beinahe so, als ob dies eine persönliche Randbemerkung Friedrichs II. gewesen ist?) In dem Punkt des Übertritts Rouanets zum Protestantismus irrte also Fontane sehr.
Noch eine Nachricht Fontanes über Rouanet müssen wir unter die kritische Lupe nehmen. Dies umsomehr, als es ein übles Gerücht ist, das ein recht schlechtes Licht auf die Familie Rouanets und auch auf die Beeskower Bürgerschaft wirft.
Auf Seite 350 in „Von Zwanzig bis Dreißig“ ist zu lesen:
„Als er [R.] ungefähr achtzig war, trat er mit vollem Gehalt in den Ruhestand, was der Stadt die Pflicht auferlegte, zwei Kämmerergehälter bezahlen zu müssen. Indessen tröstete man sich, daß es bei seinem hohen Alter nicht lange dauern würde. Darin ging man aber einer Enttäuschung entgegen; der alte Rouanet brachte es bis auf zweiundneunzig, was die Geduld der Beeskower auf eine harte Probe stellte. Sie rächten sich denn durch kleine Ma-