Heft 
(1973) 17
Seite
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ist deutlich erkennbar, doch fehlt der Straßenname. 6 Erst 1837 taucht der Name auf, als bei der Eintragung in das Hypothekenbuch die Straßen neue Namen bekamen. 7 Zu vermuten, urkundlich jedoch nicht nachweis­bar, ist, daß dieses Haus eine Herberge für die Mönche war, die von Neuzelle zum Kloster Dobrilugk wanderten oder umgekehrt.

Es war also ein Gerücht, das in Beeskow umlief und auch zu Ohren Fontanes kam. Vielleicht durch die 82jährige Küsterfrau, die Fontane durch die Kirche führte, denn von dieser berichtet er,daß Großes und Kleines, Andacht und Stadtklatsch gleichen Tones über ihre Lippen flössen. Dieses Gerücht von einem Kloster besteht heute noch, ist zu einem Glauben geworden, der sehr schwer zu erschüttern ist. Dabei bezieht sich dieser und jener auf das, was Fontane berichtet hat. Liest man nun genauer und kennt man Fontanes Vorliebe, solche Gerüchte zu erzählen, so wird man feststellen können, daß es auch für ihn ein Gerücht war, denn er benutzt bei der Erzählung den Konjunktivsei. Und aus dem, was wir über diekeine Ruhe habenden Äbtissinnen und Nonnen lesen, merkt man doch ein verhaltenes Schmunzeln unseres Erzählers. Das gilt auch, mehr noch, von demüblichen unterirdischen Gang. Fontane hatte also auch in anderen Orten vom Vorhandensein solchen romantischen Ganges gehört. Auch dieser Glaube, der sich heute nicht nur auf diesen einen Gang beschränkt, ist bei alten Einwohnern fest verankert. Auch hier verweisen manche auf den Bericht Fontanes. Lokalpatriotismus!

Wenn Fontane hier nur ein Gerücht innerhalb der Bürgerschaft wieder­gibt, so müssen wir im folgenden ihm offenbare Irrtümer nachweisen. Es handelt sich um das, was Fontane über den Großvater seiner Frau, Jean Pierre Barthelemy Rouanet erzählt, den ein seltsames Schicksal von Südfrankreich nach Beeskow verschlug und der hier mehr als fünfzig Jahre als Senator, später als Kämmerer amtierte. Fontanes Tochter Martha (Mete), die 1899 den Architekten Karl Emil Fritsch heiratete, gab 1904 die Lebenserinnerungen ihres Urgroßvaters Rouanet unter dem TitelVon Toulouse bis Beeskow im Verlag Friedrich Fontane, Berlin, heraus. 8 Akten des Beeskower Stadtarchivs geben weitere Nachrichten über diesen Stadtkämmerer.

So lassen sich, wenn wir Fontanes Spuren in Beeskow verfolgen und die Nachrichten über Rouanet überprüfen, Irrtümer feststellen, welche Fontane unterlaufen sind. Schon im Vorwort des genannten Buches von Martha Fritsch macht diese darauf aufmerksam:Übrigens hat schon mein Vater Theodor Fontane in seinem Werk ,Von Zwanzig bis Dreißig des ,alten Rouanet, als des Großvaters seiner Frau, gedacht und ein kurzes Lebensbild von ihm gegeben. Doch ist dieses Bild wohl nur auf Grund mündlicher Überlieferung entworfen worden und enthält manche Einzelheiten, die durch die eigenen Angaben Rouanets nicht bestätigt werden. Versuchen wir, diese Einzelheiten festzustellen.

Was Fontane inVon Zwanzig bis Dreißig kurz über den Lebensweg Rouanets sagt, sein Konflikt mit dem Elternhaus, die mehrmalige Flucht aus dem Elternhaus, seine Soldatenzeit bei der preußischen Garde in