spielte. Da kam ein großer, freundlicher Herr im grauen .Kaisermantel' (Pelerinenmantel), umwanderte aufmerksam die Kirche und fragte uns nach dem Küster. Der war nicht zu Hause, aber — ,Papa hat auch einen Kirchenschlüssel“. So kam es, daß wir Schwestern, Grete und ich, Theodor Fontane durch unsere Kirche führten. Wir zeigten ihm den kostbaren Altarschrein und die herrlichen Kirchenfenster, die wir ihm auch deuten konnten, dann führten wir ihn in die Sakristei, zeigten ihm die Sündenwage aus der Zeit Tetzeis, die Büßerhemden und das in einem Straußenei verwahrte Stück der ägyptischen Finsternis, eine Erfindung unseres humorvollen Vaters. Durch allerlei Fragen angeregt, erzählten wir auch von den Salderns, kamen dann auf die Quitzows, die Edlen Gänse zu Putlitz usw. Schließlich fragte uns der fremde Herr, von wem wir das alles wüßten? .Vorn Papa!‘ .Könnt Ihr mich nicht einmal zu Eurem Papa führen?!“ Natürlich konnten wir das.
Vater saß mit unserer Mutter in der Geißblattlaube, als Fontanes großer Schlapphut am Gartenzaun auftauchte. Mit dem beglückten Ruf: .Fontane!!“ eilte Vater ihm entgegen, und bald saßen die beiden in angeregtestem Gespräch, das mit einer Verabredung für gemeinsame Wanderungen nach Quitzöbel, Rühstädt, Legde und Kletzke endete. Theodor Fontane ist schon früher manches Mal bei uns gewesen und hat auch in der Laube an der gemeinsamen Kaffeetafel teilgenommen; Fontane wechselte auch Briefe mit meinem Vater... “
So weit meine Schwester Anne. 1972 starb auch meine Schwester Grete, so daß beide Schwestern nichts mehr persönlich von Fontane berichten können. Meine Mutter erzählte sehr beglückt, daß Fontane mich als kleines Kind öfter auf den Arm genommen hätte, anschließend fuhr er dann mit Vater per Pferd und Wagen durch die Dörfer. Vater war als Organist an der „Wunderblutkirche“ in Wilsnack tätig, sein Bruder war Pfarrer im benachbarten Breddin. Er stellte stets Fontane und meinem Vater die Pfarrkutsche zu den Fahrten „über Land“ zur Verfügung. Als Ergebnis erschien 1889 „Fünf Schlösser“ als Ergänzungsband zu den „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“.
Aus der Arbeit des Theodor-Fontane-Archivs
Neuerwerbungen und -erscheinungen mit Nachträgen (Abgeschlossen am 15. Juni 1973)
A. Handschriften
Fontane, Theodor: Eigenh. Brief m. U. an Emilie Fontane (Inh.: Persönliches u. über Bardeleben [Ober-Landes-Gerichts-Präsident in Berlin] u. a. („ ... einer hält den andern für einen Schafskopf oder Schlappier u. so baut sich die Weltgeschichte auf. Hurrah!“). o. O. 17. 9. 1859. 4 S. 8° (B 438)