treuung von Herrn Schobeß und seiner Mitarbeiterin war der Besuch im Fontanearchiv in jeder Hinsicht fruchtbar.
Fruchtbar auch in dieser Beziehung, daß die Unterzeichnenden beide die Möglichkeit hatten, Gedanken und Erfahrungen auszutauschen, da sich beide mit Problemen der Fontane-Rezeption beschäftigen. Auf diese Weise ist das Fontanearchiv lebendiger und internationaler Mittelpunkt für die Fontaneforschung.“
Barbara Leblanc, Mc Gill University Montreal, Canada. — Ulrike Tontsch, Universität München. Potsdam, 10. Mai 1973.
* * *
Frau Friedei Schulze-Gorf aus Berlin (Hauptstadt der DDR) schrieb uns einen Brief, aus dem wir u. a. zitieren:
„Vielleicht darf ich noch sagen, daß ich im Laufe meiner langjährigen Tätigkeit mit der Arbeit vieler literarischer Gesellschaften in Berührung kam, aber bei keiner habe ich das gefunden, was offensichtlich die Freunde Fontanes in der ganzen Welt — bei aller Wissenschaftlichkeit — verbindet, nämlich ein Verhältnis zu ihrem Dichter, wie es eben Thomas Mann so wunderbar auszudrücken verstand.
Erstaunlich und beglückend ist es für mich immer wieder, wenn ich im Kreise von Menschen (Lebensalter 13 bis 75 Jahren) aus den unterschiedlichsten Lebensbereichen, sei es in lockerem geselligen Beisammensein oder bei Problem-Diskussionen Fontane zitiere, die unglaubliche Wirkung zu beobachten, die des Dichters treffende Gedanken und Worte hervorrufen. Wie man dann mehr und mehr von mir hören will (ich habe glücklicherweise ein gutes Gedächtnis) und wie so mancher ,süchtig“ wird und in die nächste Buchhandlung stürzt Ein recht gescheiter Mensch fragte mich einmal nachdenklich, ob ich es richtig fände, mich so sehr mit Fontane zu beschäftigen, da doch die Gefahr bestände, zu sehr ,rückwärtsschauend“ zu leben. Nach nur fünfzehn Minuten Erklärung meinerseits kam dann fassungsloses Staunen und das verlegene Eingeständnis von einer offensichtlichen Bildungslücke“. Es ist noch viel zu tun, um zu beweisen, daß es sich hier nicht wie Hans-Heinrich Reuter festgestellt, ,um alten Wein in neuen Schläuchen“ handelt!“
* * *
Frau Johanna Voigt, Lehrerin i. R. in einer unserer märkischen Städte, schreibt uns u. a.:
Mein Vater, Hermann Voigt, geboren am 14. Dezember 1842, war Konrektor und Organist in Bad Wilsnack, Prignitz. Wir führten zu Hause eine Familienchronik, in die alle wichtigen Ereignisse eingetragen wurden. Hier befindet sich u. a. eine Eintragung meiner 1882 geborenen und 1952 verstorbenen ältesten Schwester: „Es war Mitte der neunziger Jahre, als ich, wie gewöhnlich, mit Schwester Grete in der Kirchenecke
70