deijährige Mitgliedschaft im „Tunnel“ hinderte ihn nicht, sich für die Revolution von 1848 zu begeistern. Dennoch hat die politisch-ideologische Richtung, die der „Tunnel“ in seiner Mehrheit vertrat, bestimmte Konsequenzen für die Orientierung des frühen Fontane gehabt.
Fontane ist dem „Tunnel über der Spree“, nachdem er schon im Juli 1843 als Gast im Verein erschienen war, am 29. 9. 1844 als Mitglied beigetreten. Eingeführt hat ihn sein Freund Bernhard von Lepel, der dem Verein seit 1839 angehörte. Bis zu seiner dritten England-Reise (August 1855 bis Januar 1859) war Fontane gewiß ein emsiges Mitglied des „Tunnels“, aber auch nachher blieb er dem „Tunnel“ zunächst treu, so daß er im Oktober 1859 zum Vorsitzenden des Vereins (in der „Tunnel“-Sprache „Haupt“ genannt) gewählt wurde. Diese Funktion nahm Fontane bis November 1860 wahr. In der darauffolgenden Zeit lockerte sich dann Fontanes Verhältnis zum „Tunnel“. Bereits am 23. 5. 1862 schrieb er an seine Frau: „Dem Tunnel bin ich entwachsen. Was Ordentliches kommt ja nur selten vor, und schlechte oder mittelmäßige Gedichte sind mir jetzt ein Greul. Nur vor dem Guten resp. Vollendeten hab’ ich Respekt“ 2 . Der „Tunnel“ vermochte also Fontane kaum noch etwas zu geben und nahm seine Zeit unnötig in Anspruch, so daß er gegenüber Mathilde von Rohr am 11. 2. 1864 bemerkte: „Also am Sonntag Abend! Ob ich vorher in den Tunnel gehe, ist mindestens zweifelhaft, es kostet einem zuviel Zeit“ 3 . Zwar hielt Fontane im April 1864 im „Tunnel“ noch seine Shakespeare-Rede 4 , er hat dann aber, den gedruckten „Tunnel“-Protokollen zufolge, am 31. 12. 1865 letztmalig an einer Sitzung des Vereins teilgenommen und wird im Jahresbericht für 1866/67 unter denen aufgeführt, die nicht mehr erschienen sind 3 . Es ist wohl möglich, daß Fontane die Absicht gehabt hat, wenigstens am Stiftungsfest, das der „Tunnel“ am 3. 12. 1866 feierte, teilzunehmen. Er war jedoch, wie aus einem Brief an Mathilde von Rohr vom 4. 12. 1866 zu entnehmen ist 0 , durch Krankheit in der Familie verhindert. Offenbar ist Fontane also vom Jahre 1866 an dem „Tunnel“ femgeblieben. In einer wohl Ende 1877 erschienenen Publikation des Vereins, die anläßlich seines fünfzigjährigen Bestehens herausgegeben wurde, wird Fontane zu den „ausgeschiedenen“ Mitgliedern gezählt 7 . Einige Jahre später schrieb Fontane rückblickend in einem noch unveröffentlichten Brief vom 1. 10. 1883 an einen unbekannten Empfänger, der sich nach dem Verbleib von „Tunnel“-Materialien erkundigt hatte: „Ich selbst gehöre dem ,'Tunnel 1 , der, glaub’ ich, nur noch fünf Mitglieder zählt, schon seit zwanzig Jahren nicht mehr an“ 8 . Diese Angabe ist mindestens insofern zutreffend, als in den frühen sechziger Jahren die innere Lösung vom „Tunnel“ erfolgte, mögen die äußeren Konsequenzen daraus auch erst 1866 gezogen worden sein.
Die Hauptwirksamkeit Fontanes im „Tunnel“ fällt mithin in die Jahre 1844 bis 1855. In dieser Zeit hat Fontane auch als Schriftführer (Sekretär) des Vereins fungiert und zwischen Juni 1845 und Mai 1854 in siebenundneunzig Sitzungen Protokoll geführt und dreimal den Jahresbericht erstattet 9 . Von April 1850 bis Dezember 1853 bekleidete Fontane
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