die sie lange Zeit hindurch zur begehrtesten Dame der Ruppiner Garnison machte. Einen Abglanz dieser Schönheit trugen auch die Züge der Greisin, die so gar keinen greisenhaften Eindruck ausübte, namentlich, wenn sie durch Fragen über das Einst angeregt wurde. Sie war seit geraumer Zeit verwitwet und hatte einen Sohn und eine unverheiratete Stieftocher, mit der sie viele Jahre in mustergültiger Harmonie zusammen gelebt hat. In dieser Hinsicht hat es das Leben mit Elise Weber gut gemeint, indem es ihr für den Abend ihrer Tage eine treue Gefährtin und Pflegerin schenkte, die jedes Lob mit der Begründung abzulehnen pflegte: „Sie war meine erste Liebe und ist es geblieben.“
Albert Guthke (Pritzwalk)
„Ich liebte Dr. Lau“ 1
Uber Theodor Fontanes praeceptor domesticus, geboren in Brandenburg (Havel) 1806, gestorben in Wittstock (Dosse) 1887
Muß ich . . . Gespräche mit anhören . . . , wie ihr reichen Geldleute sie führt, so macht es mir Langeweile, und ihr armen Freunde dauert mich, daß ihr etwas zu tun meint, da ihr doch nichts tut. Vielleicht meint ihr von euerer Seite wieder, ich wäre ein armer Tropf, und ich glaube, ihr habt recht damit. Ich aber meine nicht, daß ihr arme Tröpfe wäret, sondern weiß gewiß, ihr seid es.
Apollodoros in Platon, „Ein Gastmahl“*
I. Wer war August Lau?
Theodor Fontane schreibt 1892 als Zweiundsiebzigjähriger in Berlin sein erstes Erinnerungsbuch „Meine Kinderjahre, Autobiographischer Roman“. Auf sieben Lebensjahre Theodors in Neuruppin folgen — so ersehen wir
— fünf Jahre in Swinemünde, endend mit Umschulung des Zwölfjährigen wieder nach Neuruppin. Fast die Hälfte des Swinemünde-Kapitels,, Wie wir in die Schule gingen und lernten“ widmet Fontane dem Hauslehrer August 3 Lau, Schul- und Predigtamts-Kandidat, einem durch Herzensund Geistesgaben ausgezeichneten jungen Manne einfachen Herkommens. Fontane bekundet damit zwei Jahre einer Lehrer-Schüler-Freundschaft. Es ist dies — so meinen wir — die Zeit 1829 bis 1831/*
Wir kennen nur diesen dreiundzwanzig- bis fünfundzwanzigjährigen Lau
— aus der genannten, sechs Jahrzehnte später durch den alten Fontane geschaffenen Charakterskizze. Leichtes Verwachsensein August Lau’s mag „in Zusammenhang stehn mit einer angestrengten und gestärkten Geisteskraft...“ 5 Ein Fontane-Forscher urteilt auf Grund des Fontane- schen Lau-Porträts, „daß Fontane ihn (Lau) als geistige Potenz seiner Zeit und der Prignitz in seinem Innern bewahrt hat“. 6
Lau verbringt — Fontane deutet 1892 darauf hin — fünf Reife- und Altersjahrzehnte in der Prignitz-Stadt Wittstock/Dosse. Hat sich Dr. Lau in dieser Stadt und in ihrer Landschaft indessen als geistiger Faktor
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