Heft 
(1974) 19
Seite
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geltend gemacht? Wir begegnen heute dort kaum einer Erinnerung an ihn. Ein Erbbegräbnis der Familie Lau ist zwar noch aus einemVer­zeichnis der Ruhestätten auf dem St.-Marien-Friedhof zu Wittstock 7 , aber nicht mehr auf diesem selbst nachweisbar.

Weder Wilhelm PolthiersGeschichte der Stadt Wittstock (1933) noch Hans-Heinrich ReutersFontane (1968) nennen August Lau. Bringen Fleiß, Arbeitseifer und Lebensart seiner guten Beanlagung keinerlei Gewinn?

Dr. Lau war ein Prignitzer 8 , so heißt es bei Fontane von seinem Swinemünder Hauslehrer. WederDr. nochPrignitzer trifft für die Swinemünder Zeit bereits zu. Beides wurde Lau erst später. 8 Um Laus den Fontane-Leser beeindruckende Persönlichkeit vollständiger zu erfassen, fragen wir nach Heimatort und Elternhaus, des näheren nach Schul- und Studiengang und wie sich Laus alsbald anschließende Prig- nitz-Zeit gestaltet, wie ihr Ausgang ist, wie wir die Widersprüche verstehen können, mit denen ein Mensch, liebenswert, strebend, enttäu­schend und wiederum Achtung fordernd, uns entgegentritt.

Eine nach ersten 3 Jahrzehnten einsetzende harte Lebensschule fordert von Dr. Lau das Verwinden von Familienleid, des Versagens als Schul­lehrer und Nichterreichens einer Pfarrstelle, des Sich-Arrangieren-Müs- sens in mißlicher Lage. Daß er sich in seiner Wittstocker Lehrer-Zeit nicht alsvorzüglicher Pädagog erweisen kann, als den ihn Fontane darstellt 18 , kostet ihn eine sinnfällige Linie des Wirkens.

Es ist Dr. Lau beschieden, um 1850 Parteigänger der Demokratie zu sein. Dieses ihn in der WittstockerGesellschaft des Nachmärz letzten Endes isolierende Eintreten für die Überlieferung der Handwerker- Familie, der er entstammt, dürfte den frühen Ausgang seiner Lehrer­tätigkeit zu welchem Anteil auch immer mitverursacht haben.

Von Berufs wegen, als Christ und im Reichtum hinzutretender Bildungs­kategorien Goethe, Schleiermacher, Hegel ist Dr. Lau Typus, Individuum 11 , Deutscher seiner Zeit.

Erinnern wir uns zwischendurch folgender Briefworte 12 Fontanes:

.ich (mache) mir wenig aus Biographien der Berühmtheiten und

ziehe die Biographien verhältnismäßig kleiner Leute... weit vor.

II. August Lau in der Darstellung Fontanes (1892)

Theodor Fontane wird 1836 mit demEinjährigen-Zeugnis Berliner Apothekerlehrling. Vorher bekommt er es mit 5Schulen zu tun. In 10 Schülerjahren Fontanes machen elterlicher und Privat-Unterricht (dieser meist im Haus des Swinemünder Geheimrats Krause, desKönigs von Swinemünde) das Kernstück aus als mittlere, langdauemde Schul­beziehung, die zumal auch durch unseren Lau am wenigsten nur fein Lehren und Lernen ist, vielmehr eine Integration der jungen Kräfte Theodors erkennbar fördert.

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