denn die aufstrebende Handwerker-Familie, der er entstammt, das Brandenburger Gymnasium, die Berliner Universität, die ersten Unterrichtserfahrungen inmitten der Jugend eines Swinemünder Bürgerhauses, all dieses verschafft August Lau einen Fond humanistischer Gesittung, der ihn — trotz allen Mißgeschicks — bis ins hohe Alter tragen sollte, wobei die Last seiner nicht vollkommenen Konstitution vorerst kaum als Hemmnis, eher als Stimulans erscheint.
VI. Differenzen im Lehrer-Kollegium um 1838. Seit 1842 Verwilderung in der Wittstocker Schuljugend
Es beginnt jetzt jedoch die Peripetie, das Absinken der beruflichen Lebenslinie Dr. Lau’s. Als Konrektor befugt, den Lehrern wenn nötig „glimpfliche Erinnerungen an ihre Pflicht zu machen“, vermahnt Dr. Lau im November 1838 die Lehrer Bromirsky, Neumann und Krüger angesichts mehrmals zu späten Unterrichtsbeginns, dabei „vielleicht ... aus dem kollegialischen Ton in einen minder freundlichen über(gehend)“. Es entsteht „ein heftiger und erbitterter Wortwechsel“, „eine höchst ärgerliche Szene, nach welcher (die) ... drei Lehrer ... sich des Grüßens gegen den p. Lau“ enthalten und „Lehrer Neumann eine Injurienklage gegen den Konrektor Lau beim Königlichen Hausvogteigericht“ anstrengt. Zumal seit Anfang 1842 sieht sich die Wittstocker Lehrerschaft einer Vielfalt jugendlichen Mißverhaltens ihrer Schüler gegenüber. Die Widerspenstigkeit reicht vom Bekreiden des Lehrerstuhls, vom gemeinsamen Räuspern im Unterricht über wochenlanges, hordenweises, mit Obstraub verbundenes Herumstreichen auf den Wällen, in den Gärten während der Schulstunden, über Einwerfen von Lehrerwohnungsfenstem bis zur Verhöhnung des Lehrers, des Konflrmators, des „Heiligsten“. Schriftliche Beschwerde von „Schmiedemeister Mentzel und Konsorten“, Vätern „außerordentlich“ gestrafter junger Missetäter, über die Gründe der sich ins Gegenteil verkehrenden Schulzucht führt zu einem umfang- und aspektreichen Schriftwechsel beteiligter Stellen.
Erwähnte Bürgerbeschwerde nennt als „Hauptursache der hier immer schlechter werdenden Schulzucht“, des Abnehmens der „Achtung vor .. . Lehrern ... Vorgesetzten ... Eltern“, das hiesige ungeregelte mangelhafte „Schulsystem“. Sie sagt:
Der Lehrer trägt . .. die alleinige Schuld, wenn ihm die . .. Liebe der Schüler lehlt . . . Weder auf die Lehrer noch auf die Schulkinder (findet) ein kräftiges leitendes Eingreifen der Vorgesetzten statt. Unserer Schulkommission fehlt der obrigkeitliche Beistand, da der hiesige Herr Bürgermeister nicht gern die Unruhe eines tätigen Wirkens übernimmt, und es ist wenig von der Wirksamkeit der Schulkommission wahrzunehmen. Mit unserer (Kreis-) Schulinspektion . . . („fast zur Taubheit gewordene Harthörigkeit“ des Inhabers!) steht es aber leider noch schlimmer.
Die Regierung zu Potsdam spricht von der beispiellosen Frechheit und Verwilderung eines Teiles der Wittstocker Schuljugend und ermißt, „wie übel es in Wittstock mit Kirche und Schule ... bestellt“ sei. Sie forscht nach den Wurzeln der „ungewöhnlichen Depravation“ der Wittstocker
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