Schüler. Als weitere Faktoren des Versagens führt sie Ortspolizeibehörde, Lokalschulinspektion und häusliche Erziehung mit dem „in vielen Häusern übliche(n) unglimpfiiche(n) Sprechen und Urteilen über Schule und Lehrer“ auf.
Endlich nimmt die Witts tocker Schulkommission Stellung zu dem Jugend-Desaster, zu dem — wie sie sagt — „seit eineinhalb Jahren sich in einzelnen Ausbrüchen kundgebende (n), schlechte(n) Sinn einzelner Schüler gerade in den beiden ersten Oberklassen“. Sie bemerkt:
Das Fabrikwesen unserer Stadt, welches viele Schulkinder frühe ln rohe Gesellschaften führt, trägt zur Entsittlichung Mancher viel bei, und diese pflanzen dann leicht ihre Roheit auf die Altersgenossen fort. Daß nun besonders ln der II. Klasse . . . sich ein so böser Geist heraussteilen konnte, findet seine Erklärung darin. Weit nachteiliger wirkte aber hierbei, daß die in diesen Klassen befindlichen Kinder durch das größere Ansehen und Vermögen ihrer Eltern leicht zu dem Wahn kommen, sich den ihnen mißfälligen Lehrern gegenüberstellen und die von rohen Jugendgenossen ihnen gegebenen Anschläge strafloser ausführen zu dürfen.
VII. 1841-1846: Kritik an Dr. Lau.
Inmitten randalierender Jugend und papierener Konsultationen nun unser Dr. Lau.
Aus den „Konduitenlisten“ ersieht man: Jahre hindurch studiert Dr. Lau in Wittstock „alle theologischen Fächer“, „pädagogische Wissenschaften“, „philosophische Schriften“, „mit Vorliebe die Hegelsche Philosophie“. Ein wissenschaftlicher Kandidaten-Verein entsteht durch Betreiben des Konrektors Lau. Dieser bildet als Vorsitzender das belebende Element. „Sämtliche Kandidaten folgen der supranaturalistischen Richtung. Dr. Lau jedoch in ihrem Hegelschen Gewände...“.
In den Schulakten Anden sich Hinweise auf „unzweifelhafte disziplinarische Mißgriffe und Schwächen einzelner Lehrer“ oder darauf, daß „unter den Lehrern sich ... einige zu gemütliche Subjekte beünden“. Unter den vom Fenstereinwerfen betroffenen Lehrern, 1842, ist Dr. Lau Ranghöchster der durch diese Exzesse „Beleidigten“.
Die „Konduitenlisten“ der Lehrer bezeugen ihm für 1837 bis 1847: „Lebenswandel“ stets „untadelig“ o. ä., „Amtstüchtigkeit“ wechselnd zwischen „vollkommen tüchtig“ und „hinreichend“ o. ä., dazu aber für die Mitte dieses Zeitraumes — um 1841 — „nicht von ausgezeichnetem Erfolge“ und „(es) wäre mehr Energie zu wünschen“.
Vorwürfe dieser Art dürften Dr. Lau gekränkt haben. Er wendet sich an das Stadtgericht. Als er sich im weiteren schließlich zu schulintemer Erledigung bereit ündet, ist es zu spät. Die des Fenstereinwerfens als schuldig Befundenen werden gemäß Gerichtsurteil „außerordentlich“ mit Rutenstreichen bestraft. Die „öffentliche Schändung“ der Kinder führt zur „öffentliche(n) schmerzliche(n) Kränkung“ der Väter, zu deren Beschwerde vor der Regierung, die ihrerseits der Schulkommission aufgibt, „den Lehrern Lau ... (usw.) zu eröffnen, daß wir in hohem Grade mißbilligen müßten, daß sie ... den Weg rechtens betreten und
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