Fontanes Swinemünder Begegnung mit August Lau betrachten wir als eine Vorschule der späteren Freundschaft mit Wilhelm v. Merckel.
Auch auf Lau sind u. E. die Worte anwendbar, die Theodor Fontane 1894/1898 in seiner zweiten Autobiographie Wilhelm v. Merckel widmet:
Um es zu wiederholen, der kleine Mann war ein seltener Mann. Aber auch er hatte den allgemeinen Tribut an menschliche Schwäche zu zahlen. Ein so fester Charakter er war, ein so schwankender Politiker war er. Dies scheint sich zu widersprechen, aber es war so (usw.)“
Zur vorübergehend durch Dr. Lau eingenommenen politischen Position vergleiche „Quellen zur Geschichte der Erziehung“, 5. Auflage, Berlin 1968, S. 251 f., und zwar insbesondere die Worte: „Oberlehrer Koppen (Freund von Karl Marx): ,Höchst gefährliches Subjekt, Vereins- lehrer des Handwerkerverein s.“‘
IX. Verbreitet Dr. Lau verbotene oder revolutionäre Schriften?
Am 18. November 1851 teilt der Kreisschulinspektor der Regierung mit, eine Revision habe zu einer Kompromittierung mehrerer Wittstocker Lehrer geführt, insofern „durch dieselben ... verbotene und revolutionäre Schriften dem (Wittstocker Handwerker-)Verein zugewiesen“ worden seien.
Der Verdacht richtet sich namentlich gegen Dr. Lau. Landrat v. Kalck- reuth berichtet am 22. Dezember nach Potsdam, daß Dr. Lau dem Verein 12 Bücher geschenkt habe, die (mit einer Ausnahme 1845) 1849 in Mannheim, Leipzig, Frankfurt/Main, Regensburg, Breslau, Schwerin, Stettin erschienen seien. 66
Am 24. Januar 1852 meldet v. Kalckreuth der Regierung, Dr. Lau behaupte, die inkriminierten Bücher dem Buchdruckereibesitzer Siltmann geliehen und von ihrem Verbleib nichts erfahren zu haben. Weiterhin wörtlich:
Es ist ein wahres Unglück für die Stadt Witstock, daß der unter den Bürgern herrschende gute Sinn gerade durch öffentliche Beamte untergraben worden ist. Die Stadt ist hauptsächlich durch 2 Rechtsanwälte, 2 Prediger (. . . Schindler und Dr. Lau), einen Schullehrer (Rektor Fielitz), 2 Mitglieder des Kreisgerichts, 2 Feldmesser und einen Arzt demokratisiert worden . .. Ich würde . . . eine Versetzung eines Teiles der Beamten für sehr wünschenswert halten.
Ein Schreiben der Regierung an Dr. Lau vom 14. 2. 1852 äußert den Verdacht, Dr. Lau habe „die Verbreitung der in Rede stehenden Schriften ... bewirken wollen“ und fährt fort:
Sie werden erkennen und einräumen, daß wir nach Allem, was bereits über Sie und mit Ihnen verhandelt worden ist, nunmehr leider genötigt sind, allem Vertrauen, welches wir Ihnen und Ihrer Gesinnung noch gern haben schenken wollen, zu entsagen, bis Sie eine gründliche Sinnesänderung und bessere Bestrebungen . . . tatsächlich und überzeugend bekunden werden. Wir haben deshalb auch Ihren näheren Vorgesetzten aufgeben müssen, Sie mit Ihrem Leben und Wirken aufs strengste zu .überprüfen, und werden nicht Anstand nehmen können und dürfen, ein Ihre Amtsentsetzung bezweckendes Verfahren gegen Sie eintreten zu lassen, sobald Sie irgend wieder Anlaß dazu geben oder hinsichtlich Ihrer Gesinnungen und Bestrebungen neuen Verdacht erregen sollten .. .