Der Kreisschulinspektor schreibt der Regierung, ebenfalls unter 14. Februar, u. a.:
Die hier bekannt gewordene Beteiligung des p. Lau an der Verbreitung revolutionärer Schriften hat wiederum uem zweirelhaiten itafe desselben nicht geringen schaden getan, und ich kann die gehorsamste Bemerkung nicht unterdrücken, daß bei .. . den Taktlosigkeiten des Konrektors Lau ... zu meinem Bedauern überhaupt das Vertrauen zur hiesigen Schule sehr im Sinken begriffen ist. ..
Der Potsdamer Bearbeiter v. Wiehert vermerkt dazu, 1. März 1852, am Rande: „Die baldige Versetzung ... des Konrektors Lau erscheint in öffentlichem Interesse sehr wünschenswert“.
Eine Replik des Dr. Lau an die Regierung vom 2. März schließt mit der Versicherung, daß er „die ... revolutionären Schriften weder unmittelbar noch mittelbar verbreitet“ habe, und enthält die Rand-Empfehlung des Kreisschulinspektors vom gleichen Tage, zwecks Ermittlung der Wahrheit oder Unwahrheit der Anschuldigung „das hiesige Königliche - Kreisgericht zur Instruktion der Sache zu requirieren“.
Dr. Lau’s genanntes Gegenschreiben beantwortet die Regierung, Datum 21. März, u. a. wie folgt:
Je mehr an Ew. Wohlgeboren unterm 14. d. M. erlassene Verfügung . .. sich . . . auf eine nach Umständen sehr milde Rüge und Warnung beschränkt: desto befremdlicher muß uns Ihre Eingabe vom 2. d. M. sein, in der wir nicht die Ableugnung von Verbindungen, welche Sie endlich als unangemessen anerkennen sollten, sondern vielmehr ein aufrichtiges Bekenntnis Ihrer Verirrung und die reuige Versicherung, zu besseren Überzeugungen und Bestrebungen gelangt zu sein, erwartet hätten.
Zum Vorschlag einer Strafversetzung Dr. Lau’s äußert sich die Regierung gleichzeitig gegenüber dem Kreisschulinspektor dahin, „daß wir es ... nicht würden verantworten können, unsererseits anderen Kommunen L eh rer aufzubürden, deren Gesinnung und Streben als so verwerflich erkannt ist und sich schwerlich schon gebessert haben dürfte.“
Es ist auch hier der Versuch einer parteilichen Interpretation angebracht. Die in vorliegendem Kapitel IX berührten Vorgänge bleiben also z. TI. vorerst ungeklärt.
Wir sehen, daß Dr. Lau auf Dringen seines Superintendenten (s. Kapitel VIII) aus dem demokratischen Handwerkerverein der Stadt Wittstock austritt.
Ein durch die Regierung Potsdam zugemutetes schriftliches Reue- Bekenntnis Dr. Lau’s kam uns in den Akten nicht zu Gesicht.
Dagegen lesen wir in unserem Kapitel IX von „Taktlosigkeiten des Konrektors Lau“, unter welchen wir demokratische Äußerungen verstehen müssen.
Zu dem Austritt des fortschrittlichen Humanisten Lau aus dem Handwerker-Verein zitieren wir zunächst die durch Fontane in anderem Zusammenhang gebrauchten, also an sich hier zunächst nur generell zu verstehenden Worte aus Kapitel 2 in „Meine Kinderjahre“ S. 67: „... einer der halb rätselhaften Widersprüche, wie sich solche in jeder Menschennatur vorfinden“, sodann gibt uns u. E. August Lau hier ein Beispiel eines kleinbürgerlichen Opportunismus. Hermann Hesse sagt in
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