.. . der Herr Dr. Lau (ist) .. . bereit (so heißt es im Verhandlungsprotokoll), bis . . . seine eventuelle Reaktivierung erfolgt oder falls diese . .. nicht beliebt werden sollte, auch fernerweit . . . die unentgeltliche Verwaltung entweder der Kirchen- oder der städtischen Sparkasse ... zu benehmen.
In den folgenden drei Ruhestandsjahrzehnten Dr. Lau’s tritt uns dessen Name des öfteren aus dem Wittstocker „Kreisblatt für die Ostprignitz“ entgegen. Dr. Lau hat,, sich durch .. . Pensionierung des aktiven Verhältnisses zur Zukunft“ nicht „berauben lassen“ u ‘ ; a, er wird, wie in seiner aktiven Wittstocker Lehrerzeit, genannt in den „Predigt-Anzeigen“, sodann in Verbindung mit dem Gustav-Adolf-Verein, mit einem Hilfsaufruf für die Hungernden in Ostpreußen usw.
1887 begeht Dr. Lau „in voller Rüstigkeit“ — nur einmal wurde für 1847 eine Erkrankung („Scharlachfieber“) gemeldet — mit seiner Frau das Fest der „Goldenen Hochzeit“. Der Bericht des „Kreisblatts“ zeigt den Jubilar im Besitz der bürgerlichen Reputation. Abordnungen der städtischen Behörden, der Gemeindevertretung und des Gemeinde- Kirchenrates, Freunde und Bekannte, frühere Schüler aus Nah und Fern bringen dem „geliebten Jubelpaar“ Glückwünsche dar.
Ein halbes Jahr später zeigt Frau Albertine Lau „den am 24. Oktober 1887 erfolgten Tod des pensionierten Konrektors und gewesenen Kirchen-Kassen-Rendanten Dr. August Lau“ an. IMi b (im Jahr zuvor errichtet sie zum städtischen Krankenhausbaufonds ein Legat in Höhe von 4926 M.) 6 **
Dr. Lau stirbt im 82., Frau Lau 1893 im 85. Lebensjahr, beide an Altersschwäche.
Die labilen und letzten Endes scheiternden Versuche der Reaktion hatten nicht gewagt, Lau den Prozeß zu machen; sie waren im Grunde schwach; Lau konnte auf anderem Felde, dem der kirchlichen Verkündigung und Wohlfahrtsarbeit, noch 30 Jahre würdig wirken.
XII. „Abriß seiner inneren Biographie “.' 67
Intellekt und Haltung August Lau’s sind aus vorstehenden Kapiteln einigermaßen klar hervorgetreten. Möchten nachstehende „psychologische Schürfungen“ nicht als zu spitzfindig erscheinen.
„Übrigens gibt es nichts Erfolgloseres als das Nachdenken über jemand, den man liebt“. 67 ®
„Ich glaube nicht..., daß man aus Archiven das Material zur Geschichtsschreibung holen muß ... die wahre Erkenntnis einer Epoche und ihrer Menschen entnimmt man aus ganz anderen Dingen“ — mit diesen Fontane-Worten sei eine Diskrepanz unserer Lau-Quellen, Dichterwort und Akten, zugestanden. Zwischen dem durch den Schüler Fontane erlebten und erinnerten jungen und dem unsererseits aus „Staatspapieren“ 68 rekonstruierten Mann Lau besteht vorerst jedoch die Wesensgleiche einer durch ein Stück offenkundiger psychophysischer Insuffizienz leicht, aber folgenreich fingierten Gesundheit.
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