dig abnahm und putzte. Natürlich bloß ein Männchen, klein und eitel . 97 Aber sehr elegant.“ Bei Lau war es — erinnern wir uns — eine Brille mit Silberfassung...
Hans-Heinrich Reuter führt uns in seiner Fontane-Biographie den lebenslang währenden Reifeprozeß im Fontaneschen Wort- und Gedankengut, die „poetische Integration“, d. h. das vielfältige Wandern Fontanescher Stoffe, Stoffteilchen, Motive und Themen in den Arbeits-Bereichen unseres Autors — Publizistik, Reportage, Historik, Dichtung — durch Gestaltung, Schaffen, Variieren, rückgreifendes Erinnern, vorgreifendes Ahnen usw. - vor. 97 a
„Man ist so selten in der Lage“ — so schreibt Fontane im siebzigsten Lebensjahr — „mal zu einem Manne ... von ,Reife“, von Erkenntnis, von historischem Sinn sprechen zu dürfen. Unser Lebens- und namentlich unser Gesellschaftsweg ist ja mit Quatschköpfen gepflastert .“ 98
Schließen wir unsere Lau-Studie mit einigen Impressionen!
Ist ein Lau-Element vielleicht sogar im Kern Fontanescher Persönlichkeit enthalten ?
In Fontanes Alterswerk „Der Stechlin“ ist der sozialdemokratische
Pfarrer Lorenzen eine Vermächtnisgestalt des Dichters.Lorenzen
ist der Erzieher des Stechlin-Sohnes Woldemar gewesen — hat Fontane dabei an den eigenen Erzieher Schleiermacherscher Prägung Dr. Lau gedacht?“, so ist gefragt worden . 99
Bei Fontane, Lau und Lorenzen begegnet uns der Gedanke: „Nur die Armen bringen die Mittel auf für das, was jenseits des Gewöhnlichen liegt; aus Begeisterung und Liebe fließt alles “. 190
Keineswegs tritt uns dabei in August Lau ein vorwiegend auf Kritik an Ich und Umwelt bedachter Melancholikus entgegen.
Sucht man nach einer Formel für den reich und tief gespannten Bios August Lau’s, so möchten sich — dürfen wir von Lau’s Demokratismus einmal absehen? — anbieten die Worte: Polarität zwischen Wissenschaft und Theologie 101 , regulierend ein gewisses Leiden an der Existenz, d. h. für den ganzen Lau trotz allem bestätigend Fontanes Lau-Diagnose: „ein innerlich freies und glückliches Leben“.
Zwar wissen wir: „Der Neurotiker ist behindert, er selbst zu werden, und erleidet in der Behinderung eine tödliche Krankheit.“ 10) a Der Fontane unbekannt gebliebene konkrete Tiefpunkt Lau’scher Lebenslinie ist jedoch durch Lau in Schmerzen überwunden worden.
Als Fazit verbleibt uns alles in allem ein Faktum: Allen Schmerz der Entsagung, alle Trauer um verlorene Möglichkeiten läßt sich August Lau nur als Mittel für die Erweiterung des eigenen Gesichtskreises und für die Vertiefung der eigenen Lebenserfahrung dienen “. 192
Anmerkungen
Der Verfasser schrieb 1966 seinen Aufsatz „Fontanes und Fontane-Verwandte in der Prignitz - 1804 bis 1871“ („Prignitz-Forschungen“, Pritzwalk, H. 1, S. 95-106). Er stellte sich anschließend die Aufgabe einer Darstellung von Leben und Person des Wahl-Prignitzers August Lau.