Bibliothek Dehmels befindet sich von Werken Fontanes lediglich die von Paul Schlenther besorgte, fünfbändige Ausgabe der „Gesammelten Werke“ (Berlin: S. Fischer Verlag 1915). Sie weist keine Eintragungen von der Hand Dehmels auf. Dehmels Bibliothek aus seiner Berliner Zeit, die im Zusammenhang mit Fontane vemutlich interessanter gewesen wäre als die Bestände in Blankenese, blieb nach der Scheidung von seiner ersten Frau in deren Besitz und ist später zerstreut worden. Frau Vera Dehmel-Tügel, der Tochter des Dichters, verdanke ich diese Auskunft, daß, soweit ihre Erinnerung reiche, im Kreise der Familie und der Freunde Dehmels in ihrem Beisein niemals von Fontane gesprochen worden sei.
6 Thomas Mann. Briefe 1948-1955. Hrsg, von Erika Mann. Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag 1965. S. 190. - Thomas Manns Beziehung zu Dehmel geht auf den höchst anerkennenden Brief zurück, den ihm dieser nach dem Erscheinen seines Erstlings „Gefallen“ am 4. April 1894 geschrieben hatte: „Ich habe eben Ihre wundervolle Erzählung .Gefallen“ in der .Gesellschaft“ gelesen und dann nochmals meiner Frau vorgelesen und muß Ihnen mein Entzücken und meine Ergriffenheit schreiben. Es gibt heutzutage so wenig Dichter, die ein Erlebnis in einfacher, seelenvoller Prosa darstellen können, daß Sie mir diese etwas aufdringliche Bekundung meiner Freude und Bewunderung schon erlauben müssen. Falls Sie noch andere Erzählungen von gleicher Reife liegen haben, möchte ich Sie bitten, mir die Manuscripte für die in Gründung begriffene Kunstzeitschrift PAN einzusenden, von der Sie wohl gehört haben und in deren Aufsichtsrat ich sitze.“ Richard Dehmel. Ausgewählte Briefe aus den Jahren 1883 bis 1902. Berlin: S. Fischer Verlag 1923. S. 184.
7 In dem genannten Brief an Gustav Kühn schreibt Dehmel: „ . . . ,man, d. h. ich“, schrieb mir Fontane einmal sehr launig..." (Dehmel, Ausgewählte Briefe, a. a. O., S. 394). Diese Äußerung Fontanes findet sich nicht in seinen Briefen an Dehmel, die uns überliefert sind.
II
[ 1 ]
Berlin 2. Aug. 93.
Potsd. Str. 134. c.
Hochgeehrter Herr.
Ihre Güte hat mir Ihre neuesten Dichtungen 1 mit einer liebenswürdigen und schmeichelhaften Widmung zugehen lassen. Empfangen Sie für Ihre Freundlichkeit meinen besten Dank.
In vorzügl. Ergebenheit
Th. Fontane.
Erstdruck nach dem Original.
1 Es handelt sich mutmaßlich um den 1893 erschienenen Gedichtband „Aber die Liebe“; vgl. auch die in der Einleitung zitierten Briefe Fontanes an Eberhard v. Bodenhausen.
[ 2 ]
Berlin 27. Novb. 94. Potsd. Str. 134. c.
Hochgeehrter Herr.
Ergebensten Dank für Ihre freundlichen Zeilen und den Correktur- bogen. Es thut hoffentlich nichts, wenn Sie denselben erst am Donnerstag zurück erhalten. Man hat mich Ende der vorigen Woche schmeichelhafter Weise zum Doktor gemacht 1 und ich habe, in Beantwortung von Gratulationen, wenigstens 3 Dutzend Dankesbriefe zu schreiben die
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