Ausdruck, als am Inhalt. Halten Sie mir diese Bemerkungen zu gute, die hoffentlich nicht wie Krittelei wirken.
In vorzüglicher Ergebenheit
Th. Fontane.
Erstdruck nach dem Original.
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Berlin 18. Febr. 97. Potsdamerstraße 134. c.
Hochgeehrter Herr.
Verzeihung, daß unsre Zofe die Zugbrücke nicht niederlassen wollte. Wir hatten ein Brautpaar 1 bei Tisch, dem die Honneurs gemacht werden mußten.
Darf ich Sie freundlich bitten mir eine Karte zu schicken: „ich komme morgen zwischen 12 und 3,“ — so bin ich, welcher Tag es auch sei, sicher auf dem Posten und freue mich aufrichtig Sie zu sehn.
In vorzüglicher Ergebenheit
Th. Fontane.
Erstdruck nach dem Original.
1 Friedrich Fontane und Frida Lehmann, vgl. Fontanes Brief an seine Tochter vom 25. Januar 1897 (Thjeodor Fontane. Briefe n. Briefe an die Tochter und an die Schwester. Hrsg, von Kurt Schreinert ... Berlin: Propyläen Verlag 1969, S. 264 f.).
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Berlin 25. Febr. 97. Potsdamerstraße 134. c.
Hochgeehrter Herr.
Ich finde Beides, Anschreiben wie Aufruf, 1 ganz vorzüglich.
In dem Hauptsatz habe ich freilich 3 Stellen geändert und gebe sie zur Erwägung anheim.
Stelle 1 ist ein Einschiebsel und soll sagen: wir wissen recht gut, daß nicht alles „Licht“ an ihm ist, aber wir haben es für geboten erachtet, blos auf das „Licht“, nicht auf das andre zu blicken. 2 Stelle 2: „aller Gebildeten“ ist immer anzüglich.
Stelle 3. „Manneskraft“ ist sehr gut “jedenfalls zehnmal besser als das lederne Wort Schaffenskraft, 3 das vielleicht nicht mal recht paßt — dennoch hat die „Manneskraft“ was Komisches und was Anzügliches. Das Wort ist — gerade in dem Liliencron-Fall — von einer grausamen Plastik. Hier haben Sie meine Weisheit, auf die ich aber nicht stolz bin und deren Nicht-Acceptirung mich weder überraschen noch verdrießen würde. Sehr leicht möglich, daß meine Ängstlichkeiten ganz unangebracht sind. Dem Ganzen eine gute Folge wünschend — vorläufig stecke ich noch in Zweifeln — hochgeehrter Herr, in vorzüglicher Ergebenheit
Th. Fontane.