Gedruckt nach dem Original; Erstveröffentlichung m Theodor Fontane, Briefe an
die Freunde. Letzte Auslese, a. a. O., 2. Band, S. 593 f.
1 Aufruf zu der maßgeblich von Dehmel angeregten öffentlichen Geldsammlung für Detlev- v. Liliencron. Dehmel war mit Liliencron seit Jahren befreundet und hatte sein Buch „Aber die Liebe“ „Meinem Freunde Detlev, dem Dichter Liliencron“ gewidmet. Während der Hamburger Cholerazeit hatte er Liliencron sein Haus in Pankow geöffnet,und er griff mit klugem Rat ein, als dieser später mit seinem Verleger Wilhelm Friedrich in immer größere Schwierigkeiten geraten war. Ende 1895 gingen die Rechte an Liliencrons Werken an den jungen Berliner Verlag Schuster & Loeffler über, wurden dort ihrem Range entsprechend herausgestellt und gut honoriert. Auch der PAN erbat und erhielt Beiträge Liliencrons. Liliencrons verzweifelte finanzielle Lage besserte sich jedoch dadurch nicht nachhaltig. So mußte er sich schließlich dazu bereitfinden, die Sammlung zu seinen Gunsten zu gestatten. Im Mittelpunkt des Unternehmens stand neben Dehmel Frau Ida Auerbach, die Gattin eines Berliner Konsuls, die später Dehmels zweite Frau wurde. Liliencron floh vor dem Eindruck, den die Aufforderung zu öffentlicher Sammlung in seinem Wohnort Ottensen bei Hamburg machen mußte, ins Dehmelsche Haus. Vgl. Heinrich Spiero, Detlev von Liliencron. Sein Leben und seine Werke. Berlin und Leipzig: Schuster & Loeffler 1913. S. 348 ff.
2 Vgl. Dehmels Brief an Alfred Lichtwark vom 1. März 1897: „Im Anschluß an unser Gespräch bei Liebermann schicke ich Ihnen nun den Entwurf zu dem Aufruf für Liliencron nebst Begleitbrief an die Redactionen, wie ich Beides mit Theodor Fontane vereinbart habe. . . . Die Stelle »deren Blick sich auf das Lichtvolle dieser Erscheinung richtet* hat der alte Fontane eingeschoben, damit angedeutet werde, man kenne zwar die menschlichen Schwächen des Dichters, halte sie aber neben seiner Bedeutung für unbeträchtlich. Fontane meinte, dies müsse angedeutet werden, damit es nicht heißt, wir wollen den Leuten Sand in die Augen streuen.“ Dehmel, Ausgewählte Briefe .... a. a. O., S. 262.
3 Vgl. den folgenden Brief und den Text des in der Anmerkung zu dem Brief Nr. 11 abgedruckten Aufrufs.
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Natürlich!
Im Anfang war die That. 1
Es ist viel besser so und nun Schicksal nimm Deinen Lauf.
In vorzüglicher Ergebenheit
Th. Fontane.
Berlin
27. Febr. 97.
Potsd. Str. 134. c.
Erstdruck nach dem Original.
1 Zitat nach Goethe, „Faust“, Erster Teil, ,Studierzimmer*. „Tatkraft“ lautete der von Dehmel endgültig gewählte Ausdruck, anstelle der ursprünglich vorgeschlagenen „Manneskraft“, die Fontane in „Schaffenskraft“ zu ändern vorgeschlagen , hatte (vgl. die Anmerkung zu Brief Nr. 11). Der solcherart zweimal umgeformte Satz steht in der Handschrift Fontanes auf einem gesonderten Blatt, das dem Brief beigefügt ist: „Die Unterzeichneten Künstler und Kunstfreunde, deren Auge sich auf das Lichtvolle dieser Erscheinung richtet, halten es für eine Ehrenpflicht Deutschlands, diesem Dichter, der wie kaum ein anderer deutsche Lebenslust und Schaffenskraft in seinen Werken verkörpert hat, ein verbittertes Alter zu ersparen.“ „Deutschland“ ist, offenbar von Dehmel, in eckige Klammern gesetzt, „Schaffenskraft“ in „Thatkraft“ geändert. Fontanes Zitat spielt auf Fausts Versuch an, eine zutreffende Eindeutschung für das griechische Wort „Logos“ zu finden, das er zunächst mit „Wort“, „Sinn“ und „Kraft“ übersetzt.
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