ihre Wiedergabe vorsah, von dem Jarl Iron, der in Brandenburg mit seiner schönen und klugen Frau Isolde lebte. Als Irons Bruder von einer schönen Prinzessin, der Tochter König Salomons, des Herrschers von Frankreich, hörte, wollte er sie mit Gewalt zu seiner Frau machen. Aber Isolde riet von einem Heereszug ab, vielmehr gab sie dem Schwager einen Zauberring, mit dem er die Liebe der Prinzessin erringen sollte, um sie heimzuführen. Hiermit gewann er die Liebe der schönen Herburg und entführte sie von ihres Vaters Schloß. Dadurch entstand eine langwährende Feindschaft mit dem König, der keine Versöhnung wollte. Als aber endlich doch die Versöhnung kam, da hatte Siechtum die schöne Herburg befallen, und sie starb im fremden Land, noch ehe die Vermählung gefeiert worden war. Seitdem herrschte Feindschaft zwischen Salomon und Jarl Iron.
Das Glück der Ehe wurde durch Irons wilde Lust am Weidwerk getrübt. Es gefiel Isolden nicht, daß er oft hinwegritt und nur so kurz bei ihr war. Sie sagte zu ihm: „Herr, übel tust du daran, daß du so eifrig auf das Weidwerk bist und mit wenigen Mannen auf öden Marken umherreitest und so Wichtiges hinter dir läßt. Das ist dein Land und deine Leute. Bleib lieber heim und warte deines Reiches“- Durch eine List gelang es Isolde, Iron vorübergehend im Hause zu halten. Als im Winter frischer Schnee gefallen war, ging sie vor die Burg unter einen Baum, legte ihre Kleider ab und ließ sich in den Schnee fallen. Dann zog sie sich wieder an und führte den Jarl an die Stelle. Er betrachtete den Schnee und sah an der Spur, daß da ein Frauenbild im Schnee gelegen haben mußte. Da sprach die Frau: „Herr, nun sieh zu, ob du jemals dieses Tier gesehen hast; willst du es nicht jagen, so jagt es ein anderer Mann“. Da sprach Iron: „Frau, dieses Tier soll niemand jagen außer mir“. Darauf blieb der Jarl ein halbes Jahr zu Hause, doch dann erfuhr er von einem Wandersmann, daß König Salomon in seinem Walslangawald einen mächtigen Wisent besäße. Diese Kunde ließ ihm keine Ruhe, und er zog mit seinen Mannen in Salomons Wald, den Wisent dort zu jagen. Den Wisent fanden sie nicht, erlegten aber sechzig Tiere. Das erregte König Salomons Zorn, und er zog nun in Irons Ungamwald, um den Schimpf zu vergelten, und tötete dort alle jagdbaren Tiere. Da empörte sich Iron, und trotz der flehentlichen Bitten Isoldens und seiner Tochter ritt er mit seinem besten Weidmann Nordian und vielen Recken wiederum in den Walslangawald, um Salomons Wisent zu erlegen. Bei dieser wilden Jagd, bei der die besten Hunde Irons ihr Leben lassen mußten, stieg ein Ritter aus Furcht vor dem Tier auf einen Baum, fiel aber von oben herab auf den Hals zwischen die Hörner des Wisents. Das Tier lief mit dem Manne fort; es wurde ihm bald zu schwer, die Hörner zu bewegen und sich damit zu wehren, weil der Ritter darauf saß. Mit seinem Jagdspieß konnte Iron schließlich den ermüdeten Wisent durchstechen. Um sich zu rächen, zog Salomon in den Ungarnwald, wo er Iron auf der Jagd antraf. Es gelang dem König, Iron und seinen Jäger Nordian gefangenzunehmen. Salomon nahm beide mit in sein Reich und warf sie in den Turm. Als Isolde davon
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