Heft 
(1974) 19
Seite
211
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Das sind die Ereignisse, deren Schilderungen als Augenzeugenberichte derBörsen-Courier aus derDeutschen Wochen-Zeitung in den Nieder­landen und Belgien übernahm und die Fontane für sein Gedicht ver­wertete-

Diese Beschreibungen von Augenzeugen lassen sich ergänzen durch die Schilderungen des Chronisten des Lombokkrieges Cool. 11 [Die Überset­zung des Textes aus dem Niederländischen ins Deutsche verdanken wir Herrn Johannes Ester, Utrecht, anläßlich seines Arbeitsaufenthaltes im Fontane-Archiv.]

Dennoch gelingt es den Unsrigen, ohne daß sie etwas von dem Feind spüren, an der angegebenen Stelle den Rand zu erreichen und hier, durch IV 2 Kompagnien des 11. Bataillons am rechten Flügel geschützt, weiter vorzustoßen. Plötzlich aber es war gerade y 2 6 Uhr gewesen wird im Norden ein heftiges Gewehrfeuer gehört, die linke Kolonne ist offenbar entdeckt worden und kämpft mit den Balinesen. Die Überraschung ist hierdurch weiter unmöglich geworden. Der Feind, der wegen unseres heftigen Artilleriefeuers den westlichen Rand verlassen hat, verteidigt das Innere des Hauptortes Fuß für Fuß mit größter Hartnäckigkeit. Hof für Hof muß genommen werden. Wiederholt stürmen Gruppen von Balinesen mit der Lanze unseren Truppen entgegen. Zwar werden die Angreifenden immer zurückgeworfen, zwar finden sie alle im verzwei­felten Kampf den Tod, aber auch uns kostet es viele Opfer.

So müssen 15 Quergänge genommen werden, bevor man beim großen vom Westen nach Süden laufenden Weg (von Teliwang nach Abean Toebooh) angekommen ist. Bei jedem dieser Quergänge werden die Truppen aus südlich gelegenen Bäumen und durchlöcherten Mauern beschossen. Sie erleiden, trotz des schnellen Uberquerens der Gänge, starke Verluste... Es ist ein furchtbarer Kampf. Es ereignet sich, daß die Männer sich unter ihren Frauen und Kindern verbergen, die für sie umampon [Pardon] schreien. Aber ... die Pflicht der Selbsterhaltung kennt hier kein Pardon ... Frauen, prachtvoll gekleidet, gehörend zur höchsten, der Brahmanschen Kaste, stürzen sich mit gesenktem Kopf und angriffsbereiter Lanze blindlings auf die Truppen ... um einen Augenblick später von unseren Kugeln oder Bajonetten getroffen zu­sammenzustürzen ... auf diese Weise den Tod über die Schande stellend! Über die Schande, denn man hat ihnen eingeredet, daß sie, in unsere Hände fallend, die Geliebten der Soldaten werden sollen. Sie, die Kebs- weiber von Europäern, der so verachteten Kaste der Sudras gleich­gestellt? Eine solche Erniedrigung erträgt keine brahmanische Frau!

Cool beschreibt auch den Freitod der fürstlichen Familie:...Gleich­zeitig vernimmt man einen großen Lärm; vom Rande des Dorfes wird ein lebhaftes Feuer auf unsere östlich aufgestellten und gegen das Dorf aufrückenden Truppen eröffnet. Die Reserve hat Mühe, im Laufschritt zur vordersten Linie vorzudringen. Sobald sie bei der Gefechtslinie ankommt, hat sich schon ein blutiges Drama abgespielt .. . Während das sechste Bataillon das Dorf enger einschloß, ist plötzlich unter furcht-