Wilhelm Kolter wurde 1795 zu Großwardein in Ungarn geboren. Er war der Sohn von Johann Kolter, von welchem es im Album heißt, daß „er der erste Kunstbereiter gewesen ist, welcher seine Geschäfte ins Großartige getrieben hat“. Sein Sohn Wilhelm, ursprünglich Reiter, widmete sich, nachdem die Reitergesellschaft des Unternehmens aufgelöst wurde, hauptsächlich der Seiltänzerei. Die Chronik vermeldet, daß er „der Erste war, der es wagte, das Seil auf hohe Türme zu spannen“. Gestorben ist Wilhelm Kolter nach einem in Bremen erfolgten Sturz vom Seil, 1841. Doch wieder zu Fontane: „Und nun fing Hradscheck an, eine seiner Hauptgeschichten zum besten zu geben, die vom alten Kolter nämlich, der anno 14 schon sehr berühmt und mit in Wien auf dem Kongreß gewesen sei.“ Es folgt nun eine Geschichte, die im Kolter-Album (und anderen Artisten-Chroniken) ortsmäßig, in der Zeitangabe und in der Namensnennung anderer Lesart ist als bei Fontane.
Bei Kolter steht — unter Auslassung einiger unwichtiger Passagen, — daß im Jahre 1818 in Aachen die gekrönten Häupter von Österreich, Preußen und Rußland zusammengekommen wären, um die Modalitäten eines Friedensvertrages auszuhandeln. Zu den Unterhaltungen für die Gäste der ehrwürdigen Stadt Aachen gehörte die Darbietung des seinerzeit berühmten englischen Seiltänzers Jack Barred, der mit einer Balancierstange ein Turmseil bestieg, damals eine Neuigkeit. Dem König von Preußen fiel dabei ein, daß er in Berlin einen Seiltänzer gesehen hatte, der ihm noch besser gefiel: Wilhelm Kolter. Durch Sonderkurier wurde dieser von Neiße, wo er eben gastierte, nach Aachen geholt- Bei einer