Partenkirchen weder in den Bürgerlisten noch in den Hausbesitzer-Verzeichnissen von Garmisch und Partenkirchen, auch in sonstigem einschlägigem Aktenmaterial ermitteln, daß St. Eigentümer eines Anwesens war oder sich in diesem Bereich aufgehalten hat.
Also ist zu dem Irrtum Fontanes noch ein Irrtum des Kommentators gekommen. Woher der Irrtum Fontanes von dem Hof in Franken kommt, kann ich aus meiner Familiengeschichte klären. Zur gleichen Zeit wie Adolf Stoecker war mein Großvater, der Oekonomierat Heinrich Stoecker, Gutsbesitzer in Langenfeld (Bez. Am Scheinfeld) — also in Franken — Mitglied des Reichstages als Abgeordneter der nationalliberalen Partei. Er gehörte dem Reichstag bis zu seinem Tode im Februar 1908 an, also genau so lange,wie Adolf Stoecker, der 1909 starb, aber bereits 1908 aus dem Reichstag ausschied. Beide Familien haben nur den Namen gemeinsam, aber sonst keine Beziehungen zueinander. Der Hofprediger entstammte einer thüringischen Familie, mein Großvater einer alteingesessenen Familie in Franken. — Dr. Emst Meyer-Camberg, Seehaupt —
Die wiederholte Bezugnahme auf Schillers „Wilhelm Teil“ in Fontanes „Frau Jenny Treibei“ und die Bedeutung bzw. Funktion dieser Zitate oder Anspielungen in dem Roman. In Ergänzung des Beitrags von David Turner „Kaffe oder Milch?... “ in „Fontane-Blätter“ Bd. 3, H. 2 (1974), S. 153 ff.
Auf Seite 157f. versucht Turner „wenigstens mittelbar“, wie er, sich seiner Sache anscheinend nicht ganz sicher, einräumt, das von Kommerzienrat Treibei gebrauchte Klassikerzitat „die Milch der frommen Denkungsart“ aus Shakespeares „Macbeth“ 1,5 abzuleiten, wo die Lady im Selbstgespräch von ihrem Manne meint: „Nur fürcht’ ich, dein Gemüt, / Es ist zu voll von Milch der Menschenliebe, / Zu gehn den nächsten Weg...“. In Wahrheit handelt es sich jedoch um eine Anführung aus Schiller, „Wilhelm Teil“ IV,3 u. zw. aus Teils Monolog in der hohlen Gasse bei Küßnacht, Zeile aa ff.: „Meine Gedanken waren rein von Mord — / Du (= Geßler) hast aus meinem Frieden mich heraus / Geschreckt; in gährend Drachengift hast du / Die Milch der frommen Denkart mir verwandelt...“.
Übrigens hat sich Fontane in seinem Roman noch zwei weitere Male auf Worte aus Schillers Drama bezogen, diese jedoch mit gutem Grund dem Professor Schmidt in den Mund gelegt. Seinen Glauben an fortschreitende gesellschaftliche Wandlung bekräftigt letzterer durch den Spruch des selbst auf dem Sterbebett unbeirrt der Zukunft vertrauenden Attinghausen: „Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit“ (erg. „Und neues Leben blüht aus den Ruinen“), IV,2; und als der Professor seinen Neffen Marcell, der Corinna an Leopold Treibei zu verlieren fürchtet, zu
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