Änderungen für Verbesserungen, verschließe mich aber nicht der Erkenntnis, daß mir darin in ganz Deutschland nur ein paar Leute, etwa Paul Heyse, zustimmen werden. Für alle anderen Leser habe ich mit meiner mühseligen Korrigiererei nur eine Verschlechterung erzielt.“
Seine überzeugungstreue, ehrliche Natur, eben das schon erwähnte „vor Dir bestehen können“ zwangen ihn im Gegensatz zur verstandesmäßigen Erkenntnis, so zu schaffen, wie es ihm der Genius eingab. Die Stoffe dazu machten ihm die geringste Sorge; sie flogen ihm nur so zu, und unbedeutendste Anlässe vermochten ihm Anregung zu neuen Werken zu geben. Ohne an Stoffmangel zu leiden, hätte er hunderte Jahre alt werden können, solch eine Fülle von kleinen Notizen hatte er, die manchmal nur in einem Zeitungsausschnitt oder in kürzester Zusammenstellung der Haupt- und Entwicklungsmomente bestanden, selten dagegen schon in Kapitelskizzierung.
Der eigentliche Schaffensakt vollzog sich schnell. An Tagen, wo Gesundheit, Stimmung, Ruhe günstig waren, hat er wohl ein ganzes Kapitel niedergeschrieben. So waren die Wochen der Urschöpfung seine glücklichste Zeit. Wäre die andere, die kritische Seite seiner Natur minder stark ausgebildet gewesen, so hätte er einer der fruchtbarsten Schriftsteller seiner Zeit und vermutlich ein wohlhabender Mann werden können. Daß er gleichwohl eine stattliche Anzahl von Werken geschaffen hat, ist auf das ihm beschiedene hohe Alter zurückzuführen, mehr aber noch auf den erstaunlichen Umstand, daß er in der Zeit vom sechzigsten bis fast achtzigsten Lebensjahre, wo bei anderen Schriftstellern die künstlerische Kraft zu erlahmen pflegt, seinen höchsten Aufschwung genommen hat. Vornehmlich aber spricht auch ein großer Fleiß mit, der von äußeren Einwirkungen kaum abgelenkt wurde. Man kann wohl sagen, daß seine ganze Lebensweise fast ausschließlich seinem Künstlertum diente. Anregung empfing er durch gute Bücher, Zeitungen, Zeitschriften, durch Gespräche nicht nur mit klugen Menschen, sondern auch solchen, die den einfachen Kreisen angehörten und nicht nur oft seinen Sinn für Humor ergötzten, sondern ihm auch Typen für seine besten Gestalten aus dieser Volksschicht lieferten. Wichtig war ihm auch das Geplauder mit seiner nächsten Familie, da namentlich Frau und Tochter das seltene Talent besaßen, auch aus einer Kleinigkeit etwas Interessantes herauszuschälen. Gesellige Zusammenkünfte hat er in den ersten drei Jahrzehnten seiner fast fünfzigjährigen Ehe zwar notgedrungen, aber doch nicht grade ungern übernommen; später traten sie in den Hintergrund. Auch aus ihnen nahm er Material für sein Schaffen, vor allem aus den Gesprächen. Von seinen Damen wurde ihm häufig der Vorwurf gemacht, daß er bei aller Liebenswürdigkeit seines Wesens kein gesellschaftliches Talent besitze, weil er sich in irgendeine zufällig angeknüpfte Unterhaltung mit irgendeiner Person zu verbeißen pflegte und dieses Opfer dann nicht mehr losließ, wohl aber sich anderen oft wichtigen und interessanteren Gästen nicht widmete. Papa gab diesen geesllschaft- lichen Fehler lächelnd zu, versicherte aber, aus solch eingehender Einzeluntersuchung meist mehr zu lernen und künstlerisch dadurch stärker