Zersplitterung, die in den folgenden Jahrzehnten zum großen Nachteil der Forschung eingesetzt hat.
Zunächst blieb der unveröffentlichte Bestand des Nachlasses jedoch geschlossen in der Wohnung Friedrich Fontanes, wo sich die gesamte Hinterlassenschaft des Dichters befand, seit Frau Emilie im Frühjahr 1899 aus der Potsdamer Straße 134 c zu ihrem jüngsten Sohn umgezogen war. 21
Die testamentarisch eingesetzte Nachlaßkommission, die sich zu Lebzeiten Emilie Fontanes zurückgehalten hatte, begann nach ihrem Tode mit ihrer eigentlichen Tätigkeit, die sie vor allem darin erblickte, das handschriftliche Erbe Fontanes auf seine Veröffentlichungswürdigkeit zu prüfen und für die ausgewählten Materialien die Drucklegung zu betreiben. Aus Randbemerkungen der Kommissionsmitglieder, die auf erhaltenen Seiten potentieller Druckvorlagen 22 überliefert sind, und aus dem Briefwechsel zwischen der Kommission und den erbberechtigten Familienmitgliedern, der sich im Geschäftsnachlaß Friedrich Fontanes 23 erhalten hat, lassen sich die Schwierigkeiten und Spannungen ablesen, die dabei auftraten. Während Paul Schlenther die Nachlaßmanuskripte vom Standpunkt des Sachwalters und Literaturfachmanns beurteilte, der die dichterische Aussage und Gestaltung als maßgebliche Kriterien für eine Veröffentlichung ansah, spielten bei den Äußerungen der Familienmitglieder zu Publikationsvorhaben auch merkantile und finanzielle Erwähnungen eine Rolle. Wissenschaftliche Verantwortung für den Nachlaß, Verlagsinteressen der Firma F. Fontane & Co. sowie Bedenken und Ansprüche der Familie waren nur schwer in Übereinstimmung zu bringen. Persönliche Empfindlichkeiten kamen dazu. Trotzdem gelang es der Kommission in relativ kurzer Zeit, Ergebnisse ihrer Arbeit vorzulegen.
Paul Schlenther hatte die Publikation ausgewählter Theaterkritiken übernommen, die Fontane als langjähriger Rezensent für die Vossische Zeitung verfaßt und sorgfältig gesammelt hatte; 2,1 sie erschienen im Jahre 1904 unter dem Titel „Causerien über Theater“. An der editorischen Arbeit war Otto Pniower 25 maßgeblich beteiligt.
Gleichfalls 1904 wurden die ersten beiden Bände von Briefen Fontanes an seine Familie 20 der Öffentlichkeit vorgelegt, für die Karl Emil Otto Fritsch verantwortlich zeichnete. Seine Ehefrau Martha, geborene Fontane, hatte jedoch wesentlichen Anteil an der Gestaltung der Bände; persönliche Bedenken waren ausschlaggebend dafür gewesen, daß sie die bibliographisch faßbare Mitverantwortung abgelehnt hatte. 27 Eine weitere Sammlung von Fontane-Briefen — ebenfalls zwei Bände — veranstalteten Otto Pniower und Paul Schlenther gemeinsam im Jahre 1909 im Gedenken an den 85. Geburtstag Emilie Fontanes; 28 in dieser Ausgabe wurden ausgewählte Briefe an „Freunde(n) und Freundinnen, Berufs- und Geschäftsgenossen“ 28 sowie an Bekannte zusammengefaßt.
Mit der Herausgabe ausgewählten Materials aus dem eigentlichen dichterischen Nachlaß wurde Josef Ettlinger betraut, den Friedrich