Heft 
(1974) 20
Seite
271
Einzelbild herunterladen

Fcntane als zuverlässigen Autor seines Verlages kannte und schätzte. Dieser Band wurde im Jahre 1907 unter dem TitelAus dem Nachlaß 30 veröffentlicht; er umfaßt den RomanMathilde Möhring, eine Auslese von Gedichten, literarische Studien und Eindrücke und den Aufsatz Die Märker und das Berlinertum.

Friedrich Fontane, der die vier genannten Publikationen in seinem Verlag herausgebracht hatte, betrieb mit Billigung und Unterstützung der Nach­laßkommission vor allem den Plan einer Theodor-Fontane-Gesamtaus- gabe, ein hochgestecktes Ziel, das bis heute noch nicht verwirklicht werden konnte. Verlegerische Vorarbeit hatte er bereits zu Lebzeiten des Dichters geleistet; er war einmal bemüht, die Manuskripte des Vaters für seinen Verlag zu gewinnen, zum anderen versuchte er, sowohl Ver­lagsrechte zu erwerben als auch Restbestände von Einzelwerken Theodor Fontanes, die bei anderen Verlegern erschienen waren, aufzukaufen. Es war ihm auch gelungen, 1892 die erste zusammenfassende Ausgabe der Werke Fontanes in zwölf Bänden 31 zu übernehmen, die Emil Dominik 1890'91 aus Anlaß des 70. Geburtstages von Theodor Fontane mehr schlecht als recht herausgebracht hatte. 32 Da dank dieser Vorarbeiten verlagsrechtliche Schwierigkeiten weitgehend ausgeschaltet waren, konnte die Ausgabe derGesammelten Werke 33 zügig erscheinen. In der I. Serie, die zehn Bände umfaßt, wurden ab 1905 in chronologischer Folge die epischen Werke vonVor dem Sturm bisDer Stechlin veröffent­licht; die II. Serie mit elf Bänden erschien ab 1908 und umfaßt vor allem Gedichte, Autobiographisches, Reisebücher, Briefe, Theater­kritiken und den Nachlaßband. Die Ausgabe repräsentiert das gemein­same Bemühen von Verlag und Kommission um das Werk Fontanes und hat über mehrere Jahrzehnte als maßgeblich gegolten.

Der wissenschaftlicheWert der Ausgaben, die unter der Verantwortung der Nachlaßkommission herausgegeben worden sind, unterliegt heute keinem Zweifel mehr. Hans-Heinrich Reuter, der 1961 zum ersten Mal mit Nachdruck auf die editorische Unzuverlässigkeit der frühen Quellen- Publikationen aufmerksam gemacht hatte, v hat seitdem von mehreren Seiten die Bestätigung seiner Analyse erfahren. 35 Die Bedeutung der Ausgaben sollte jedoch nicht allein von der modernen Einschätzung her beurteilt werden; wenn sie auch nicht in allen Teilen denechten Fontane wiedergeben P. Schlenther, 30 K. E. O. Fritsch 37 und J. Ett- linger* haben jeweils im Vorwort zu ihren Ausgaben unzweideutig bekannt, daß sie in den originalen Fontane-Text eingegriffen haben, so kommt ihnen trotz ihrer Fehler, Mängel und Schwächen doch die Bedeutung zu, für viele Jahrzehnte Ausgangspunkt der Beschäftigung mit dem Dichter gewesen zu sein. Dieser wirkungsgeschichtliche Aspekt verdient, gebührend beachtet zu werden.

Am 30. April 1916 starb Paul Schlenther. Sein Tod setzte dem Wirken der Nachlaßkommission ein Ende. Martha Fritsch durch Krankheit und durch den Verlust ihres Gatten im Jahre 1915 in ihrer Aktivität gehemmt und Justizrat Paul Meyer versäumten es, durch Kooptation eines Dritten den testamentarisch festgelegten Status wiederherzustellen.