Zudem waren die Jahre des ersten imperialistischen Weltkrieges nicht dazu angetan, neue Projekte hinsichtlich des Nachlasses zu planen. Dem Status der Kommission maß man daher vermutlich keine sonderliche Bedeutung zu. Seit Beginn des Jahres 1917 repräsentierte als einziges Mitglied schließlich nur noch Paul Meyer die Nachlaßkommission, da die Fontane-Tochter am 10. Januar 1917 verstorben war.
Einige Jahre später — vermutlich im Zusammenhang mit dem Fontane- Jubiläumsjahr 1919 — wollte Theodor Fontane junior die Kommission wieder aktivieren, und zwar durch seinen Beitritt und den Otto Pniowers, der ihm befreundet war. Diesem Vorhaben widersetzte sich jedoch Friedrich Fontane energisch, und der Jurist Paul Meyer mußte die Berechtigung seines Einspruchs anerkennen. 39
Da durch den Tod zweier Mitglieder und durch Uneinigkeit unter den verbliebenen Familienmitgliedern die Nachlaßkommission aufgehört hatte zu existieren, übernahmen die Fontane-Söhne Theodor und Friedrich die uneingeschränkte Verantwortung für die literarische Hinterlassenschaft ihres Vaters. Besonders hat sich der jüngste Sohn um das Erbe des Dichters bemüht. Nachdem er die Verlagsrechte der Firma F. Fontane & Co. dem Verleger Samuel Fischer verkauft und sich vom Verlagsgeschäft zurückgezogen hatte, übersiedelte er von Berlin nach Neuruppin. Hier, in der Geburtsstadt des Dichters Theodor Fontane, fand jetzt sein Nachlaß eine Heimstatt, fand Friedrich Fontane für viele Jahre seine Aufgabe in der Ordnung und Betreuung des umfangreichen Nachlaßmaterials.
Der Forschung gegenüber verhielten sich die Fontane-Erben außerordentlich großzügig. Wer Einsicht in die Handschriftenkonvolute begehrte, fand in Neuruppin freundliche Aufnahme. In Einzelfällen wurden sogar Leihgaben daraus gewährt. Anfragen der verschiedensten Art hat Friedrich Fontane stets bereitwillig beantwortet und damit gleichzeitig eine Auskunftskartei erarbeitet, die er ständig ergänzt hat. Publikationswünsche, den Nachlaßbestand betreffend, wurden mit Wohlwollen aufgenommen. Als wichtigste realisierte Vorhaben seien folgende genannt: „Das Fontane-Buch“ (1919) mit den Tagebuchaufzeichnungen aus den letzten Lebensjahren, das Ernst Heilborn herausgegeben hat, Mario Krammers Band „Theodor Fontanes engere Welt“ (1920) und Wolfgang Rosts „Allerlei Gereimtes“ (1932). Die Fontane-Söhne selbst brachten 1925 den ersten Band einer gegenüber der Schlenther-Auswahl stark erweiterten Neuausgabe „Plaudereien über Theater“ 40 heraus.
Von den strengen Auswahlprinzipien, die Fontane für die Veröffentlichung seiner nachgelassenen Manuskripte angewandt wissen wollte, war wenig mehr zu spüren. Die Zeiten der Nachlaßkommission, die dem letzten Willen des Dichters in dieser Hinsicht gerecht werden sollte und wollte, waren vorüber.
Mit dem Jahre 1928 änderte sich die liberale Haltung der Fontane-Erben in bezug auf die Einsichtnahme in den Nachlaß schlagartig. Laut Urhebergesetz lief zu diesem Zeitpunkt die Schutzfrist für Fontane-