Heft 
(1974) 20
Seite
276
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Fricke verstand es, den Landeshauptmann der Provinz Brandenburg, Dietloff von Arnim, der einer alten märkischen Familie entstammte, von der Notwendigkeit des Ankaufs zu überzeugen. 59

Am 18. Dezember 1935 kam es in der Kurfürstenstraße 2 in Neuruppin zur entscheidenden Unterzeichnung des Vor-Vertrages, 60 der umgehend durch einen endgültigen Vertrag ersetzt werden sollte (Paragraph 7.), zwischen Friedrich Fontane, der die Erben vertrat, und dem Presserefe­renten Dr. Hermann Fricke, der für den Oberpräsidenten der Provinz Brandenburg (Verwaltung des Provinzialverbandes) zeichnete. Dadurch wurden der gesamte handschriftliche Restnachlaß, Bilder und Erinne­rungsstücke, die Handbibliothek, die von Friedrich Fontane erarbeiteten Auskunftskarteien und gesammelten Materialien sowie die Akten des Verlags F. Fontane & Co. Eigentum der Brandenburgischen Provinzial­verwaltung.

Als Entgelt erhielten die Erben 7 000 RM gefordert hatten sie 8 000 RM und eine Soforthilfe für Friedrich Fontane durch eine Ehrengabe des Landeshauptmanns. Außerdem wurde ein Werkvertrag mit Friedrich Fontane unterzeichnet, durch den ihm bis an sein Lebensende er starb am 22. September 1941 im 78. Lebensjahr eine monatliche Zahlung zugesichert wurde. 61

Dieser Vor-Vertrag, der als Gründungsurkunde des Theodor-Fontane- Archivs gewertet wird, bedeutete das Ende des Familienbesitzes am Fontane-Nachlaß. Sein wichtigster Paragraph (§ 3.) lautet:Die Verwal­tung des Provinzialverbandes verpflichtet sich, den Nachlaß im Archiv der Provinzialverwaltung, der Bg. Landesbücherei oder sonstwie der wissenschaftlichen Forschung dauernd öffentlich zugänglich zu machen.

1.2 Der Nachlaß in öffentlicher Hand

Im Dezember 1935 war der Kaufvertrag zwischen den Fontane-Erben und der Brandenburgischen Provinzialverwaltung abgeschlossen worden, im Januar 1936 erfolgte die Übergabe der Fontaniana. Das gesamte Material wurde aus Friedrich Fontanes Neuruppiner Heim und Otto Fontanes Wilmersdorfer Wohnung in das Landeshaus der Provinz Bran­denburg in Berlin W 35, Matthäikirchstraße 3/5, gebracht. 62 Dem Kulturverwaltungsbereich der Provinz entsprechend, wurde das Theodor-Fontane-Archiv als Teil des Brandenburgischen Schrifttums­archiv aufgebaut, dem später der Nachlaß Martin Niendorfs und Willi­bald Alexis sowie Handschriften Fouques und anderer märkischer Dichter angegliedert werden konnten. Das Fontane-Archiv, dessen Leitung Hermann Fricke übernommen hatte, blieb nach Umfang und Bedeutung jedoch Hauptbestand des Schrifttumsarchivs.