Um es der wissenschafilicnen Benutzung zugänglich zu machen, mußte mit der exakten Verzeichnung des gesamten Handschriftenbestandes begonnen werden, wobei das Provenienz-Prinzip der Fontaneschen Ordnung bewahrt werden sollte.
Dieses Vorhaben fand Unterstützung durch das berühmte Fontane- Seminar, das Julius Petersen damals an der Berliner Universität leitete. Bekannte Fontane-Forscher, wie Kurt Schreinert, Henry Remak, Richard Samuel, sind aus diesem Seminar hervorgegangen. 03 Auch Charlotte Jol- les und Jutta Fürstenau — beide bis heute um das Werk Theodor Fontanes bemüht — waren Petersen-Schülerinnen und Teilnehmer des Fontane-Seminars. Ihnen übertrug Hermann Fricke die Verzeichnungsarbeiten, deren Grundlage die mit dem Nachlaß erworbenen Karteien Friedrich Fontanes bildeten. Auf ihren gemeinsamen Vorarbeiten fußend, konnte Fricke schon im Jahre 1937 ein Bestandsverzeichnis vorlegen. Es erschien als „Beilage 4.“ 64 in der ersten Veröffentlichung aus dem Theodor-Fontane-Archiv, mit der Fricke den Lebensweg der Dichtergattin Emilie Fontane nachgezeichnet hatte.
Wenn in der ersten Publikation neben der Darstellung vor allem unveröffentlichte Gedichte und Briefe von Theodor und Emilie Fontane zum Abdruck kamen, so war Frickes Bemühen bei der Edition des Prosa- Entwurfs „Die Likedeeler“ 65 im folgenden Jahr darauf gerichtet, das nachgelassene Werk des Romanciers Fontane bekanntzumachen.
Als Beweis dafür, daß es der Leiter des Fontane-Archivs ernst nahm mit der im Vertrag festgelegten Verpflichtung, „den Nachlaß ... der wissenschaftlichen Forschung dauernd öffentlich zugänglich zu machen“, kann das 9. Heft der „Brandenburgischen Jahrbücher“ 66 gelten, das Hermann Fricke aus Anlaß der 40jährigen- Wiederkehr des Todestages im Jahre 1938 dem Gedächtnis Theodor Fontanes gewidmet hat. Darin sind mehrere junge Fontane-Forscher mit Beiträgen vertreten, in denen die verschiedenartigsten Originalmaterialien des Fontane-Archivs vorgestellt und interpretiert werden.
Der Ausbruch des zweiten imperialistischen Weltkrieges und die damit verbundenen radikalen Beschränkungen des Verlagswesens in ideologischer, materieller und finanzieller Hinsicht haben es verhindert, daß den erfreulichen Ergebnissen der Arbeit am Fontane-Nachlaß, seit er sich in öffentlicher Hand befand, Kontinuität beschieden war.
Mit Kriegsbeginn wurden das Theodor-Fontane-Archiv und große Teile der Brandenburgischen Landesbibliothek aus dem Landeshaus Berlin in die Landesanstalt nach Potsdam verlegt. In Panzerschränken verwahrt, die im Kellergang des Hauses der Kulturabteilung in der „Alten Zauche“ aufgestellt worden waren, fand das Archiv bis 1943 hier ein Asyl. Die sinnlose Verlängerung des Krieges und die Verschärfung der anglo- amerikanischen Bombenangriffe auf Berlin und Umgebung ließen wiederholt den Plan einer weiteren Auslagerung der wertvollen Fontane- Bestände aufkommen. Fricke hatte sich dem mehrfach erfolgreich widersetzen können. Nachdem er jedoch eingezogen worden war — Charlotte
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