Dieser Zeitungshinweis ist nicht vollständig in der Angabe der Manuskripte, die aus den Trümmern geborgen werden konnten, er ist jedoch die erste Verlautbarung über die Fontane-Handschriften nach dem Kriege, der man entnehmen konnte, daß die Kriegsereignisse auch an diesen Kulturgütern nicht spurlos vorübergegangen waren.
Um die Verluste exakt feststellen zu können, hat Hermann Fricke die erhaltenen Handschriften im Märkischen Museum gesichtet und eine kurze Bestandsverzeichnung der einzelnen Manuskript-Kästen vorgenommen. Auf dieser Grundlage wurde am 15. Juli 1949 die Eintragung aus dem Jahre 1903 im Inventarbuch XV t des Museums über den Erwerb der Fontane-Handschriften ergänzt, indem die verbliebenen Titel in der Rubrik „Bemerkungen“ mit einem „erh.“ versehen wurden und die vermißten mit einem kurzen waagerechten Strich. Danach müssen von 19 Manuskript-Titeln 10 als vernichtet bzw. abhanden gekommen gelten, und zwar die folgenden: „Ellernklipp“, „Schach von Wuthenow“, „Graf Petöfy“, „Stine“, „Quitt“, „Unwiederbringlich“, „Frau Jenny Treibei“, „Cecile“, „Poggenpuhls“ und „Geschichten und Plaudereien“. Das heißt, daß das Museum durch die Kriegsereignisse mehr als die Hälfte seines ursprünglichen Besitzes an Fontane-Handschriften eingebüßt hat.
Erhalten geblieben sind die Manuskripte: „Vor dem Sturm“, „L’Adul- tera“, „Unterm Birnbaum“, „Eine Frau in meinen Jahren“, „Onkel Dodo“, „Meine Kinderjahre“, „Effi Briest“, „Von Zwanzig bis Dreißig“, „Der Stechlin“ sowie Teile der „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ — einschließlich „Fünf Schlösser“ — und des Kriegsbuches „Der Krieg gegen Frankreich 1870—1871“, die zusammen den noch immer beachtlichen Umfang von etwa 15 000 Handschriftenseiten ergeben. Sie werden bis heute im Märkischen Museum verwahrt und stehen dort der Forschung zur Verfügung.
Es ist auffällig, daß Hermann Fricke nach Beendigung des Krieges sich zwar der Fontane-Handschriften im Märkischen Museum angenommen, nicht aber dem Verbleib der ihm seit 1935 anvertrauten Archivbestände nachgeforscht hat. 73 Man kann das wohl nur so deuten, daß die Auslagerung des Potsdamer Materials, die er vergeblich zu verhindern versucht hatte, für ihn gleichbedeutend mit dem Totalverlust der Handschriften gewesen ist.
Einem Zufall, dem Eingreifen eines verantwortungsbewußten Menschen und dem Verständnis eines sowjetischen Kommandanten ist es zu danken, daß es zu einem Totalverlust der ins „Rote Luch“ gebrachten Fontane-Handschriften — der im Bereich des Wahrscheinlichen lag — nicht gekommen ist.
Frau Luise Röbel aus Neuenhagen bei Berlin, die im Jahre 1945 auf dem Provinzgut „Rotes Luch“ bei Müncheberg in der Mark Brandenburg tätig war, beobachtete bei Aufräumungsarbeiten eine Frau, die aus zur Abfuhr bestimmten Materialien eine Kranzschleife herauszog, die die Aufschrift trug „Unserem Theodor Fontane...“; dadurch aufmerksam
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