im Laufe der Jahre im positiven Sinne korrigiert werden. Es stellte sich nämlich heraus, daß ein gut Teil der vermißten Handschriften nicht vernichtet, sondern entwendet worden war. Seit Ende der vierziger Jahre sind bis in unsere Tage auf Auktionen westdeutscher und West- Berliner Autographenhandlungen Fontaniana zur Versteigerung gelangt, die aus dem Vorkriegsbestand des Archivs stammen, was sich anhand eines maschinenschriftlichen Bestandsverzeichnisses, das vor 1945 erarbeitet wurde und sich im Staatsarchiv Potsdam erhalten hat, heute eindeutig nachweisen läßt. In den fünfziger Jahren haben Hans Werner Seiffert und Jutta Neuendorff-Fürstenau entscheidend dazu beigetragen, daß dieser Umstand aufgedeckt werden konnte und die Autographenhändler darüber informiert wurden. Einige Ansätze, den Dieben (bzw. dem Dieb) auf die Spur zu kbmmen, blieben ohne Ergebnis. Auch befürchtete man, durch entschiedene Maßnahmen in dieser Richtung, die Quellen zu verschließen, durch die die Fontane-Handschriften auf den Autographenmarkt gelangten, womit der Forschung ein schlechter Dienst erwiesen worden wäre.
Die großzügige Förderung durch das Staatssekretariat für das Hoch- und Fachschulwesen, Fachsektor wissenschaftliche Bibliotheken, dem die Brandenburgische Landes- und Hochschulbibliothek und damit das Theodor-Fontane-Archiv unterstellt waren, ermöglichte es der Archivleitung, ab 1958 einige Hundert Handschriften aus den vermißten Beständen zurückzukaufen; es handelte sich dabei vor allem um Briefe, frühe Gedichte, das Manuskript „Der deutsche Krieg 1866“ und Teile aus dem Konvolut „Ländchen Friesack“. In den ersten Jahren der Rückkaufmöglichkeit hat Hans Werner Seiffert die Archivleitung in diesem Bestreben vielfach beraten und unterstützt. Im Zusammenhang mit der Vorbereitung einer historisch-kritischen Fontane-Ausgabe der Deutschen Akademie der Wissenschaften sah er es als seine Aufgabe an, Anregungen für eine konzentrierte Erwerbungspolitik des Archivs zu geben.
Die Rückerwerbung konnte sich jedoch nicht auf alle Autographen aus dem Potsdamer Altbestand erstrecken, die über den Autographenhandel wieder aufgetaucht waren. Besonders in den Jahren vor 1958, als das Fontane-Archiv noch wenig in Erscheinung getreten und auf dem Autographenmarkt als Interessent unbekannt war, sind Handschriften aus dem ehemals in Potsdam verwahrten Nachlaß in den Besitz von westdeutschen und West-Berliner Institutionen, von deutschen und ausländischen Privatsammlern übergegangen. Kurt Brückmann hat in seiner Festansprache auf dem Symposium zur 30-Jahr-Feier des Fontane-Archivs am 18. Dezember 1965 an die heutigen Besitzer appelliert, gegen Erstattung der Aufwendungen diese Handschriften dem rechtmäßigen Eigentümer, nämlich dem Theodor-Fontane-Archiv, zurückzugeben, 77 damit der Zerstückelung des Fontane-Nachlasses Einhalt geboten werde. Einige der angesprochenen Institutionen haben daraufhin dem Potsdamer Archiv kostenlos Photokopien der entsprechenden Handschriften übersandt.
Die Archivleitung hat sich jedoch nicht nur bemüht, Handschriften aus dem Vorkriegsbesitz nach Möglichkeit zurückzugewinnen, sondern sie