war auch bestrebt, durch den Erwerb von neu auftauchenden Fontaniana ihren durch die Vorkommnisse im „Roten Luch“ so stark dezimierten Bestand wieder aufzufüllen und für die Forschung attraktiv zu machen. Von den staatlichen Organen der Deiftschen Demokratischen Republik, insbesondere von dem zuständigen Staatssekretariat, sind diese Bestrebungen tatkräftig gefördert worden, indem zum Teil beträchtliche Geldmittel — in der Mehrzahl Devisen — für die Neuerwerbungen zur Verfügung gestellt worden sind. Die Bilanz des Jahres 1965 ergab, daß das Fontane-Archiv wieder über 1 220 Handschriften mit mehr als 5 000 Seiten als Besitz angeben konnte, von denen 428 Autographen nach 1957 neu hinzugekommen waren. 78
Die zielstrebige Erwerbungspolitik des Fontane-Archivs war von Anfang an verbunden mit umfangreichen Arbeiten zur Bestandserschließung. Die im Jahre 1936 von Friedrich Fontane übernommene sinnvolle Provenienzordnung des Teilnachlasses war durch die großen Verluste im Gefolge der Auslagerung zerstört worden. Man mußte neu beginnen und entschloß sich, das Theodor-Fontane-Archiv zu einem Literatur-Archiv im Bereich des wissenschaftlichen Bibliothekswesens mit dem Charakter einer Handschriften-Sammlung auszubauen.
Gedruckte Verzeichnisse haben den Bestand für die wissenschaftliche Benutzung zugänglich gemacht. Als Bestandsverzeichnis Teil 2 erschien 1960 der Katalog „Literatur von und über Theodor Fontane“, der mit etwa 750 Titeln die Literatursammlung des Theodor-Fontane-Archivs erfaßte. Durch die Beschaffung der gerade für Fontane so wichtigen Zeitschriftenliteratur — auf die Notwendigkeit dieser Ergänzung hatte Hans Werner Seiffert aufmerksam gemacht — nahm der Literaturbestand innerhalb kurzer Zeit beträchtlich zu, so daß Joachim Schobeß, der im Jahre 1950 die Leitung des Fontane-Archivs übernommen hatte, 1965 eine zweite, bedeutend vermehrte Auflage der „Literatur von und über Theodor Fontane“ vorlegen konnte.
Am Ende des Jahres 1962 wurde das Bestandsverzeichnis Teil 1,1 79 veröffentlicht, das — gleichfalls von Joachim Schobeß bearbeitet — Auskunft gibt über den damaligen Besitz an Handschriften und sonstigen Fontaniana, und im darauffolgenden Jahr erschien das Verzeichnis der Familien-Brief-Abschriften Teil 1,2, für das Hannelore Wolter verantwortlich zeichnete. 80
Das erfolgreiche Wirken des Theodor-Fontane-Archivs, das auch durch literaturpropagandistische Arbeiten die Öffentlichkeit mit dem Werk Fontanes vertraut zu machen sucht, findet seinen Niederschlag in der wachsenden nationalen Bedeutung, in der internationalen Anerkennung, die die Wiederaufbauarbeit des Archivs gefunden hat, und auch in der Tatsache, daß alljährlich zahlreiche Interessenten und Benutzer aus dem In- und Ausland die Fontane-Stätte aufsuchen, wobei mehrwöchige Arbeitsaufenthalte keine Seltenheit sind.
Den vielfältigen Bemühungen, das Fontane-Archiv zu einem Zentrum der Fontaneforschung zu gestalten, hat die Deutsche Staatsbibliothek im