Vertrauten Ihrer Liebe gemacht. Ich hätte dann gefragt — (Sie müssen mir diesen Zweifel verzeihen, da er ganz natürlich aus einem Nicht kennen des Gegenstandes Ihrer Neigung hervorgeht) ob Sie auch die feste Überzeugung von der Gegenliebe des Mädchens haben könnten, der Sie Ihr reiches Herz voll Liebe so ganz dahin gegeben; ob sie auch diese Liebe in ihrem ganzen Umfange zu würdigen verstehe, und nicht die Gefahr vorhanden sei, daß sie nie im Leben der Schwäche sich hingeben werde zu sagen: Du hast Deine Hand einem anders Glaubenden gereicht , 1 und damit Dein Lebensglück vernichtet! Sie werden mir zugeben, daß viel Seelenstärke und klare Vernunft dazu gehört, und was mehr noch ist — unbegrenzte Liebe — um in einem trüben Augenblicke, an welchen das Leben so reich ist, diesem Gedanken nicht Raum zu geben. Und hat er einmal Raum gewonnen — ach, dann leb’ wohl, du sel’ger Friede des Lebens! entschwunden ist der Engel des Vertrauens und der Liebe, um niemals wiederzukehren! — Freundlich mild hätte ich auch Sie gefragt: „Und Sie mein Freund, täuschen auch Sie sich nicht? Ist Ihre Neigung, welche Sie an das Mädchen fesselt, auch die, welche Gottes Engel vom Himmel niederträgt, um sie in das Herz edler Menschen zu senken, damit ihnen schon auf Erden der Himmel werde! Ist sie dauernd, und ewig bis über das Grab hinaus?“ Ein Wort von Ihnen, ein Blick Ihres Auges hätte mir diese Fragen genügend beantwortet. — Mir ist’s, als sähe ich Sie vor mir sitzen, sähe wie Wort und Blick mir sagten: „Du kannst mir vertrauen, treu, rein und heilig ist meine Liebe! und dieser Liebe höchstes Ziel zu erreichen, das Streben meines Lebens!“ Nun denn, mein Freund, ich glaube Ihnen! Gott sei mit Ihnen auf allen Ihren Wegen! Er verleihe Ihnen Kraft und Ausdauer, auch den größten Hindernissen mutvoll entgegenzutreten. Haben Sie das Ziel errungen, dann reicht Ihnen beglückte Liebe den wohlverdienten Lohn; zitternd von Wonne [und] Liebe drücken Sie das heißersehnte Glück an die treue Brust! es dann erst lassend, bis der Todesengel auf kurze Zeit die engverbundenen Seelen trennt. — Ich sage, für kurze Zeit! Für Seelen, die hienieden rein und heilig sich geliebt, ist das Sterben keine ewige Trennung. Dort, im Lande des Friedens und der Liebe, im Hause unseres Vaters, versammeln alle wir uns wieder, um nie, nie mehr getrennt zu werden. —
Nicht Herr Wahltuch, wie Sie meinten — brachte mir Ihren lieben Brief. Ich erhielt denselben durch die Stadtpost. — Um Ihren Wunsch, bald wieder zu antworten, erfüllen zu können, schrieb ich an Fräulein E[milie] G[ey] und bat sie, bat sie freundlich — mir auf wenige Augenblicke ihre Gegenwart zu schenken. Sie erfüllte gütig meinen Wunsch und kam heute morgen in Begleitung ihrer ältern Schwester . 2 Sie sagte mir, „daß sie zwar ein Päckchen, aber keine Zeile von Ihnen erhalten habe, und schon seit fünf Wochen ohne Nachricht sei“. Das tat mir weh. Sollte ich glücklicher sein als sie? Einen Augenblick Überlegung und Ihr Brief an mich ruhte in E[miliens] Hand. Im Geiste sehen Sie, das Haupt lächelnd neigend, mich freundlich an, und ein dankbarer Blick der mir gegenüber Sitzenden, belohnte so mich für ein Vertrauen, das