Heft 
(1974) 20
Seite
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Kommentar

1 Gemeint ist das Buch: Rußlands Novellendichter. Übertragen und mit biogra­phisch-kritischen Einleitungen von Dr. Wilhelm Wolfsohn, Leipzig 1848. Die Einleitung über die Dichterin Helena Hahn istAn Sophie von M[elgunow] in Moskau gerichtet (S. 3-36); der ab S. 283 abgedruckten Erzählung Puschkins Die Kapitänstochter geht auf S. 251282 einAn Philippine Ffontane] in Berlin gerichtetes Vorwort voraus, dasLeipzig, im Juni 1847 datiert ist.

2 Der hier erwähnte Brief Wolfsohns an August Fontane, der demnach Mitte April 1848 geschrieben worden sein muß, ist nicht überliefert. August Fontane war damals Geschäftsführer in der Lüderitzschen Kunsthandlung, dieeine Billett- Niederlage von Dr. Wolfsohn hatte (vgl. Theodor Fontane und Bernhard von Lepel. Ein Freundschaftsbriefwechsel, l. Band, München 1940, s. 91), als dieser im Februar und März 1848 in Berlin über deutsche Literatur von Luther bis Lessing las.

3 Diese Zeilen sind nicht überliefert.

Heide Grieve (Hingham, England)

Fontane und Scott

Die Waverley-Romane und Vor dem Sturm

Die meisten Kritiker, die sich mit Vor dem Sturm beschäftigen, erwähnen den Einfluß Scotts. Das ist nicht weiter verwunderlich, schon weil Scott der Urheber und Meister des historischen Romans war, dessen Vorbild das 19. Jahrhundert beherrschte,' und weil besonders märkisch-preußische Schriftsteller, wie Alexis und Hesekiel, mit deren Werken Fontane ver­traut war, die Tradition in Deutschland fortsetzten. 2 Aber auf lange Zeit hin waren die beiden einzigen Studien, die sich speziell mit Fontane und seinen Beziehungen zu anderen Prosaschriftstellern beschäftigen, zwei Studien über Fontane und Scott, 3 und diese Tatsache deutet doch darauf hin, daß Scotts Werk über typische Ähnlichkeiten hinaus schon früh als besonders einflußreich auf Fontane galt.

Fontanes Vertrautheit mit den Romanen Scotts ist vielfach belegt. Er las sie schon als Kind und später während seiner Soldatenzeit 1844. Er nahm die Lektüre wieder auf, als er an seinem eigenen ersten Roman schrieb. Im September 1865 las er die ersten Kapitel von Waverley noch einmal und bewunderte sie. Später war ihm verständlicherweise daran gelegen, seine Selbständigkeit als Schriftsteller zu verteidigen, und er betonte, daß der erste Band von Vor dem Sturm zu diesem Zeitpunkt schon geschrieben, der Rest geplant war. 5 Im Mai 1868 nahm er drei Bücher mit nach Thale, die Psalmen, die Erzählungen eines Großvaters und die Gedichte Theodor Storms, außerdem las er erneut im Waverley. Im September desselben Jahres vergoß er Tränen über den Kerker von Edinburgh. Beide Romane erscheinen noch 1889 in der Liste seiner Lieblingsbücher.

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