Heft 
(1975) 21
Seite
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schaftlichen Wert oft auch eine stark emotionale Wirksamkeit eigen sein. Ein wesentliches Element emotioneller Wirkung können außerdem die an den Denkmalen wahrnehmbaren Spuren der Alterung darstellen. Dieser besondere historische Wert wird auch als Alterswert bezeichnet.

Die Mehrheit der Denkmale besitzt außer ihrer Bedeutung für die Geschichte einen Kunstwert. Bei den historischen Bildkunstwerken und auch bei vielen historischen Bauwerken war er für die Zuerkennung der Denkmaleigenschaft ausschlaggebend. Es ist ein kunstgeschichtlicher und ein künstlerischer Wert. Der künstlerische Wert oder die künstlerische Qualität und der kunsthistoi'ische Wert müssen nicht unbedingt gleich groß sein. Seltene für bestimmte Stilepochen charakteristische Stücke können für die kunstgeschichtliche Forschung auch bei geringerer Qualität von großer Bedeutung sein. Der Kunstwert kann auch auf den ungeschulten Betrachter eine starke emotionale Wirkung ausüben. Zusätzlich kann er durch äußere Faktoren beeinflußt werden, z. B. durch die Alterspatina oder durch nachträglichen Baum- und Pflanzenwuchs, der die Wirkung des Denkmals im Sinne des Malerischen verändern kann.

Bei den meisten Architekturdenkmalen sind verschiedene historische, kunsthistorische und künstlerische Werte eng miteinander verflochten. Insbesondere die Kirchen, Schlösser und Burgen sind oft Schauplatz bedeutenden historischen Geschehens gewesen, können als Bauwerke zugleich einen hohen Kunstwert besitzen und bergen in ihrem Inneren zumeist Werke der bildenden Kunst und des Kunsthandwerks; mit vielen Gegenständen verknüpfen sich Erinnerungen, nicht zuletzt an bedeutende Personen. Baudenkmal und Ausstattung sind vielfach durch eine Entwicklung von Jahrhunderten miteinander verwachsen.

Diese Eigenart, die beziehungsreiche Vielfalt, das Nebeneinander ver-*" schiedener künstlerischer und historischer Werte bewirkte, daß die historisdien Baudenkmale auf Fontane eine besondere Anziehungskraft ausübten.

Fontane hat in den fünfziger Jahren, als er mit seiner reiseschrift­stellerischen Tätigkeit begann, angefangen, sich intensiver mit den historischen Denkmalen zu befassen. Ihre Beschreibung spielte generell in der Reiseliteratur der damaligen Zeit eine bedeutende Rolle.

Da er, selbst Laie auf diesem Gebiet, einer Gruppe von Kunsthistorikern und Architekten verbunden war, von der ein entscheidender Beitrag zur Erforschung, zum Schutz und zur Pflege der historischen Denkmale geleistet wurde, ist die Frage nach bestimmten Einflüssen auf seine Denkmalauffassung naheliegend. Zu dieser Gruppe gehörten die Kunst­historiker Franz Kugler, Karl Schnaase, Gustav Friedrich Waagen, Wil­helm Lübke, Jakob Burckhardt, Friedrich Eggers, Heinrich Gustav Hotho und die Architekten Ferdinand von Quast, Friedrich August Stüler, Johann Heinrich Strack, August Söller, Friedrich Adler und Richard Lucae . 4

Franz Kugler war durch seine wissenschaftliche Arbeit, aber auch durch

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