seine Position als Vortragender Rat für Kunstangelegenheiten im Kultusministerium (damals Ministerium der geistlichen Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten), der Mittelpunkt dieses Kreises. Schnaase, Lübke, Eggers, von Quast, Strack und Lucae gehörten zu seinem engeren Bekannten- und Freundeskreis. Fontanes Beziehung zu Kugler hatte sich durch die Mitgliedschaft beider in der Berliner literarischen Vereinigung „Tunnel über der Spree“, der auch Eggers und Lucae angehörten, ergeben. Fontane verkehrte seit etwa 1850 im Kuglerschen Hause und hat dort die Bekanntschaft zahlreicher Kunsthistoriker und Architekten gemacht. Er nennt sie in seiner autobiographischen Schrift „Von Zwanzig ( bis Dreißig“ (1898).
Auf eine Einflußnahme Lübkes wurde in der Fontaneforschung bereits wiederholt verwiesen. Inwieweit sie indessen über die Förderung kunstgeschichtlicher Interessen und Kenntnisse hinausgehend Fontanes Verhältnis zu den historischen Denkmalen mit bestimmt hat, muß offen bleiben. Weder Lübkes noch Fontanes Schriften bieten entsprechende Anhaltspunkte.
Eine Untersuchung der Publikationen der genannten Kunsthistoriker und Architekten weist unter dem Aspekt einer möglichen Einflußnahme auf Fontanes Denkmalauffassung vornehmlich auf Franz Kugler.
In der 1837 herausgekommenen ersten Auflage seines Handbuches der Malerei findet sich bereits ein ausgesprochen programmatischer Abschnitt über die Erhaltung und Wiederherstellung der historischen Denkmale. 5 Die Verantwortung für die Erforschung, den Schutz und die Pflege der historischen Denkmale gehörte auch zu seinen ministeriellen Aufgaben. Er hat sie in freundschaftlicher Zusammenarbeit mit dem Konservator der Kunstdenkmäler, Ferdinand von Quast, wahrgenommen. Daß dennoch vieles geschah, was den Vorstellungen dieser Männer nicht entsprach, hat Ursachen, auf die im folgenden noch näher eingegangen wird.
Kuglers Gedanken über Wert, Bedeutung und Schutz der historischen Bau- und Bildkunstwerke sind vor allem in zahlreichen Aufsätzen niedergelegt. Sie sind in verschiedenen Zeitschriften — ab 1850 in dem von Friedrich Eggers edierten „Deutschen Kunstblatt“ — erschienen. 1853/54 hat Kugler diese Aufsätze in die dreiteilige Sammlung „Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte“ aufgenommen, überarbeitet und ergänzt. 6 Zwischen seinen vielfach sehr kritischen Gedanken und den späteren Fontaneschen Äußerungen zum gleichen Thema besteht oft eine erstaunliche Übereinstimmung, bemerkenswert insbesondere, weil es sich zum Teil um ziemlich exzeptionelle Ansichten handelte.
Als eifriger Leser von Zeitschriften und Mitarbeiter des „Deutschen Kunstblattes“ hat Fontane Kuglers Aufsätze sicherlich - wenn auch nicht alle, so doch zumindest teilweise — gekannt. Ob er die „Kleinen Schriften und Studien zur Kunstgeschichte“ gelesen hat, ist nicht nachzuweisen, daß Kugler daran arbeitet, hat er jedenfalls gewußt. Kugler hat sich im Sommer des Jahres 1852 in Bellevue, der Besitzung Bernhard
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