sondern ob alt überhaupt, das ist es, was die Entscheidung gibt.“ 25 In dem Abschnitt über das Schloß Buch in der Erstausgabe der „Wanderungen“ wog er den Wert des Neuzeitlichen gegen den des historisch Überlieferten in den alten Schlössern und gelangte zu dem Schluß, man müsse das Neue zwar gelten lassen und sich daran freuen, „Aber jene toten Dinge, die, je älter sie werden, mehr und mehr in wirkliches Leben hineinzuwachsen scheinen, an ihnen haftet doch immer der wahre Reiz.“ 26
Verschiedentlich kommt diese Haltung auch in Bemerkungen Fontanes zur Restaurierung historischer Denkmale zum Ausdruck.
In „Jenseit des Tweed“ beklagt er in einer Anmerkung zur Instandsetzung des zum Tower gehörigen Beauchamturms, daß die „historische Patina“ bei der Restaurierung „hinweggeputzt“ worden sei. 27 Besonders augenfällige Übereinstimmungen mit Kuglers Ansichten enthalten Fontanes vielfache Einwände gegen die frisch getünchten, ihrer alten Glasfenster beraubten, hellen Kirchenräume.
In einer Notizbucheintragung über die Njkolaikirche in Freienwalde heißt es u. a.: „keine Glasmalereien, charakteristisch ist dieser Hang in allen protestantischen Kirchen ,wir haben die alten Fenster rausgenommen weil es so dunkel macht 1 .“ 23 Dasselbe Problem greift er in einem Beitrag vom 25. 1. 1863 in der Kreuzzeitung auf: „Schöne gemalte alte Glasfenster werden durch kümmerliche Achtgroschenscheiben des ersten besten Glases ersetzt, und nachdem (in bester Absicht) dieser Raub an der Kirche geschehen, schüttelt sich alles die Hand und wünscht sich Glück mit den Worten: ,Nun haben wir Licht“. Es ist eine weitverbreitete Vorstellung hierlandes, daß ein protestantisches Gotteshaus kahl, hell, blank sein muß. Eine frisch getünchte Kirche mit neugestrich- nen Bänken und großen Fenstern (,viel Licht“) ist die Normalkirche.“ 29 In diese Zusammenhänge gehört auch eine gewisse Vorliebe Fontanes für die Poesie des Verfalls. Sie tritt teilweise in Verbindung mit romantischen Ruinenmotiven in Erscheinung aber auch in der Beschreibung nachmittelalterliche Denkmale. Bei der Beschreibung der Ruine des Zisterzienserklosters Lehnin kontrastiert der Verfallszauber bei der Wiedergabe der Szenerie im Freien mit Wachstum und Leben, ein beliebtes romantisches Motiv: „ [...] draußen haben wir die ganze Poesie des Verfalls, den alten Zauber, der überall da waltet, wo die ewig junge Natur das zerbröckelte Menschenwerk liebevoll in ihre Arme nimmt.“ 30 In der Folge wird dann die sommerliche Blütenpracht, die die alte Ruine umgibt, geschildert.
Der Gedanke an das ewige Werden und Vergehen spielt zwar bereits vor der Romantik eine Rolle, aber die Verbindung von Ruinen und Pflanzenwuchs war doch ein von der deutschen Romantik bevorzugtes Motiv, ebenso der Kontrast zwischen Alter und Jugend, den Fontane in der Fortführung verstärkt, indem er dem Sommerbild ein buntes Herbstbild, belebt durch lachende, in den Ruinen spielende Kinder, hinzufügt. Ein sehr ähnliches Sujet verwendet er bei der Beschreibung
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